Als Kammermusikpartner des Geigers Wolfgang Schneiderhan war der Pianist Carl Seemann dem Publikum in den Anfangsjahren der Bundesrepublik wohl vertraut. Die zeitgenössische Kritik lobte die beiden Musiker als „ein so perfektes Ensemble, wie man es sich auf dieser Welt nur wünschen kann“. Als Solopianist feierte er indes Erfolge mit Aufnahmen von Mozart, Bach, Beethoven und Brahms. Doch mit dem Einzug der jüngeren Generation um Emil Gilels und Swjatoslaw Richter auf den Bühnen geriet der Pianist in Vergessenheit. Vierzig Jahre nach seinem Tod liegen erstmals sämtliche Aufnahmen Seemanns für die Deutsche Grammophon in einer Sammlerbox vor.
concerti verlost zwei Exemplare von „The Complete Carl Seeman Edition on Deutsche Grammophon“.
1910 in Bremen geboren, verschlug es den Hanseaten zum Orgelstudium nach Leipzig, wo er von den Thomaskantoren Karl Straube und Günther Ramin gefördert wurde. Zeitgleich studierte er bei dem in der Tradition Liszts stehenden Pianisten Carl Adolf Martienssen und entschied sich mit 25 Jahren endgültig für das Klavier. Die ersten Erfolge mit ungewöhnlichen Programmen – Bach und Chopin neben zeitgenössischer Musik von Hugo Puetter oder Harald Genzmer – stellten sich rasch ein. Seemann galt als Universalist seiner Pianisten-Ara, fühlte sich außer den Klassikern des Repertoires der Musik der Moderne verbunden. Als „wahrhaftige Meilensteine der Interpretationsgeschichte“ lobte Carsten Dürer Seemanns „scheinbar leidenschaftsloses, klar strukturiertes“ Mozart-Spiel. Im November 1983 starb er in Freiburg, wo er fast dreißig Jahre lang unterrichtete.
Die vorliegende Box umfasst 25 CDs, eine Blu-ray Audio mit sämtlichen Beethoven-Violinsonaten sowie ein 84-seitiges Booklet mit Essays von Joachim Kaiser, Carsten Dürer und Norbert Hornig.