Die wechselhafte Geschichte des Rundfunkchors Berlin ist eng mit der Entwicklung der Stadt und dem geteilten sowie wiedervereinigten Deutschland verbunden. 1925 als „Berliner Funkchor“ gegründet, nahm der Chor unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg seine Arbeit wieder auf. Zur „Solistenvereinigung des Berliner Rundfunks“ gesellte sich schon drei Jahre später der „Große Chor des Berliner Rundfunks“.
Ersterer ging 1953 in die Trägerschaft des neu gegründeten Deutschlandsenders über, während beide Chöre 1973 unter dem heutigen Namen „Rundfunkchor Berlin“ vereinigt wurden. Ansässig war der Rundfunkchor schon in seinen Anfängen im großen Sendesaal des RBB (des damaligen Berliner Rundfunks), wo das zweite Jubiläumskonzert zum hundertsten Geburtstag des Klangkörpers den „Chor im Wandel der Zeit“ musikalisch und literarisch reflektiert.
Revue der Ensemblegeschichte
Werke, die in den vergangenen hundert Jahren wichtige Stationen des Ensembles markierten, werden noch einmal klingend entfaltet und so zu Bausteinen einer musikalisch reichhaltigen und sprechenden Biografie. Neben Brahms’ „Fest- und Gedenksprüchen“ stehen ausschließlich Werke des 20. und 21. Jahrhunderts auf dem Programm. Etwa Benjamin Brittens Chorstück „Advance Democracy“ oder „Die Messe deutsch“, mit der Heinrich Kaminski auf die Machtergreifung der Nationalsozialisten reagierte. Die Messe blieb Fragment, denn bald versagten dem Komponisten angesichts der politischen Situation die Worte. Das gilt nicht für die beliebte Schauspielerin Ilse Ritter, die den Abend rezitatorisch begleitet.