Wer genau an seinem 50. Geburtstag stirbt und trotzdem mehr als 1700 Werke noch zu Lebzeiten herausgebracht hat, muss immens fleißig gewesen sein. Am 15. Februar 1621, mitten in den Wirren des begonnenen Dreißigjährigen Krieges, beendet Michael Praetorius in Wolfenbüttel ein überaus reiches Leben, das den Universalgelehrten und autodidaktischen Komponisten und Organisten auch als rechte Hand des kunstliebenden Herzogs Julius von Braunschweig ausweist. Nicht nur die Welt der Töne steht dem Thüringer Pfarrerssohn offen, sondern auch das Reich der Diplomatie und Hofberatung. Es gibt kaum eine politische Angelegenheit, in die Praetorius nicht einbezogen wird von seinem Dienstherrn und Gönner, und der lässt ihm dafür dankbar alle Freiheiten, auch anderswo aufzutreten, etwa an den Höfen in Dresden und Magdeburg.
Der wichtigste Zeuge historischer Aufführungspraxis

Seinen Namen indes hat Michael Praetorius in die Musikgeschichte eingeschrieben, und zwar nicht nur als aktiver Musiker, sondern auch als Autor des dreibändigen Standardwerks „Syntagma musicum“ aus dem Jahre 1619, das heutigen Musikforschern der wichtigste Zeuge historischer Aufführungspraxis ist, weil es zeitgenössische Terminologie, verwendete Instrumente und gängige Spielanweisungen genau beschreibt.
Der Hofkapellmeister hinterlässt zwei Söhne und ein beachtliches Vermögen, das er den Armen und Studenten widmet. Damit schließt sich der Lebenskreis, hatte Praetorius doch selbst schon als 13-Jähriger an der Frankfurter Viadrina sein Theologiestudium begonnen und damit die Grundlage für seine erfolgreiche Karriere als Schöpfer und Bearbeiter evangelischer Kirchenlieder gelegt. In diesem Jahr plant die Stadt Wolfenbüttel mit vielfältigen Veranstaltungen die Ehrung ihres wohl größten Sohnes.