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60 Jahre Berliner Domkantorei

Durch Höhen und Tiefen

Der Mauerbau führte zu ihrer Gründung. Jetzt feiert die Berliner Domkantorei ihr 60-jähriges Jubiläum im Berliner Dom.

vonHelge Birkelbach,

Man kann von Glück sagen, dass das Jubiläum der Berliner Domkantorei nicht auf das Jahr 2020 fiel. Wie bei vielen groß besetzten Ensembles und Chören machte die Corona-Pandemie einen Strich durch alle Rechnungen. Die geplante Aufführung der „Johannes-Passion“ am Karfreitag musste entfallen. Aber nicht nur das. Diverse der 150 Sängerinnen und Sänger infizierten sich, mit ihnen auch Domkantor Tobias Brommann. Sie überstanden die Erkrankung zwar, aber die Probleme blieben. Eine vernünftige Probenarbeit war fast unmöglich. „Das, was wir jetzt machen, ist im Grunde genommen das Gegenteil von Chor“, erläuterte Brommann in einem Interview, das er Ende Mai 2020 dem Deutschlandfunk gab. „Proben tun wir ausschließlich online. Aufgrund der Verzögerungen, die über das Internet immer wieder passieren, ist es nicht möglich, gleichzeitig zu singen.“

In dieser Zeit verstummten viele Stimmen, im ganzen Land verließen Mitglieder ihre Chöre. Nur etwa ein Drittel der Chöre im deutschsprachigen Raum sind derzeit in ihrer vollen Stärke aktiv, wie die aktuelle „ChoCo-Studie“ der Universität Eichstätt-Ingolstadt zeigt, an der auch der Berliner Domkantor als Experte beteiligt war. Die Erhebung erfolgte im März 2021.

Aufatmen, feiern: Domkantorei Berlin

Nun also: 60 Jahre Domkantorei. Mit einem musikalischen Festgottesdienst im Berliner Dom kehren die Sängerinnen und Sänger an ihren angestammten Ort zurück. Der war 1961 eine Ruine – und die einzige Möglichkeit für Gründungskantor Herbert Hildebrandt, mit seinem spontan zusammengestellten Ensemble zu proben. Die Situation hatte sich nämlich mit dem Mauerbau am 13. August 1961 grundlegend geändert. Der Staats- und Domchor setzte seine Arbeit im Westteil der nunmehr vollständig geteilten Stadt fort, viele Mitglieder lebten aber im Ostteil. Die Versöhnungskirche, an der der junge Kantor damals wirkte, war als Ort nicht mehr zugänglich, da sie an der unmittelbaren Grenze zu West-Berlin plötzlich im Todesstreifen lag.

Trotz aller Repressalien der Kulturbürokratie konnte Hildebrandt die Domkantorei zu einem der führenden Laienchöre der DDR formen. Die Wende 1989 eröffnete neue Freiheiten, aber auch eine stärkere Konkurrenz. Ab 2003 führte der Hamburger Kirchenmusiker Tobias Brommann die Arbeit im mittlerweile restaurierten Dom fort.

concerti-Tipp:

60. Chorjubiläum der Berliner Domkantorei

Festgottesdienst So 17.10.2021, 10:00 UHr
Berliner Dom
Berliner Domkantorei, Ulrich Miehe (Ltg.), Jakub Sawicki (Orgel)
Werke von Händel, Mendelssohn-Bartholdy, Becker u.a.

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