Mit Anton Bruckner, seinem Leib- und Magenkomponisten, fing alles an, 2014 war das. Die Vierte sollte Robin Ticciati am Pult des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin (DSO) dirigieren. Zwei Jahre später erinnerte er sich gegenüber concerti: „Als ich in die erste Probe kam und meinen Taktstock hob, spürte ich, dass hier eine Gruppe von Menschen war, die genau wissen wollten, was ich machen möchte.“ Das hat sich bis heute gehalten. 2017 trat er beim DSO sein Amt als Chefdirigent an, das er nun niederlegt. Für seine zwei Abschiedskonzerte hat der Brite nicht Bruckner gewählt, sondern sich für den Namen Mahler entschieden: einmal die monumentale, verrückte, aberwitzige und übermütige zweite Sinfonie von Gustav Mahler, zuvor wird – „Kein Konzert ohne Komponistin!“ lautet die Losung des DSO – von Gattin Alma „Die stille Stadt“ in Clytus Gottwalds Bearbeitung für A-cappella-Chor erklingen. Hier wird Ticciati den Rundfunkchor Berlin dirigieren.
Der Dirigent hinterlässt ein hervorragend aufgestelltes Orchester, welches das Repertoire von der Renaissance bis zur Gegenwart bedient. Oft verlässt es auch die Komfortzone des abendlichen Sinfoniekonzerts zugunsten ungewöhnlicher Präsentationsformen und Experimente, etwa mit aufwändigen Musikfilmen wie Strauss’ „Alpensinfonie“ als musikalisch-philosophische Bergtour mit Reinhold Messner, oder mit dem „Symphonic Mob“, einer Art Pop-up-Orchester, in dem an verschiedenen Orten in der Stadt Laienmusiker an der Seite der DSO-Profis spielen dürfen.