„Make A Joyful Noise“ („Macht fröhlichen Lärm“) – schallte es pompös in der Westminster Abbey anlässlich der Krönung von Charles III.: Andrew Lloyd Webbers Hymne auf seinen neuen König, dessen Mutter, die einstige Queen, ihn zum Ritter schlug und später zum Baron of Sydmonton Court mit Sitz im House of Lords ernannte. Vorab wurde Webbers Partitur an 6.000 Kirchen im Land verteilt, auf das sein Werk auch nach der Krönung in London zu hören sei. Eine große Ehre für den britischen König des Musicals, der mit seinen kitschig-berührenden Melodien zwischen Mainstream-Rock und Sentimental-Puccini keinen kalt lässt.
Die Älteren erinnern sich noch an „Jesus Christ Superstar“, der das Hippie-Lebensgefühl der frühen Siebziger kommerzialisierte. Andere an „Memory“ aus der Revue „Cats“ (1981) nach Kindergedichten von T. S. Eliot oder „Don’t cry for me, Argentina“ aus dem Biografical „Evita“ (1978) über die argentinische Präsidentengattin, das Webber – etwas prätentiös – politisch als ein Plädoyer für die Demokratie verstanden wissen wollte. Für den Song „You must love me“ erhielt Webber den Oscar, außerdem gewann er drei Grammys, einen Golden Globe und sieben Tony Awards. Ob „Sunset Boulevard“ oder das Rollschuhspektakel „Starlight Express“, fast jedes Werk erwies sich als Dauerbrenner, ob im Londoner West End oder am New Yorker Broadway und oft – in Richard Wagner Manier – in eigens dafür gebauten Theatern, wie in Bochum.
Andrew Lloyd Webber: Sehnsucht, als ernster Komponist anerkannt zu werden
Für alle Aufführungen auf der ganzen Welt aber gilt: Nur die von Webber genehmigte und betreute Uraufführungsproduktion darf gespielt werden. Globalisierte Unterhaltungsindustrie nennt sich das, und es geht zu wie bei McDonald’s. Überall gibt es den Hamburger in derselben Qualität und Optik zu kaufen. Dass er selbst vor allem Ideen lieferte und andere die Ausarbeitung leisteten, daraus hat Webber, Sohn eines Professors am Royal College of Music in London, nie ein Geheimnis gemacht.
Die Sehnsucht, als ernster Komponist anerkannt zu werden, aber blieb bei dem Künstler, der der Konservativen Partei auch mal zwei Schlager zur Wahl komponierte. Sein Requiem, das er in Gedenken an seinen Vater schrieb, wurde 1985 in New York von Lorin Maazel uraufgeführt.