„Herrlich! Ein Werk, das bisher für Mathematik gehalten wurde. Tiefste Musik“, schwärmte Alban Berg 1928 nach einer Aufführung von Johann Sebastian Bachs „Kunst der Fuge“. Fast zweihundert Jahre lang galt der Zyklus aufgrund seiner strengen Form als ungeeignet für den Konzertsaal. Das Delian Quartett hat diese Spannung zwischen Mathematik und raffinierter Tonsatzkunst aufgegriffen und mit den Videokünstlern Marc Molinos und Alberto De Gobbi das visuelle und musikalische Gesamterlebnis „Insight“ geschaffen: Simultan zu einer Videoinstallation spielt das Streichquartett alle vierstimmigen Kontrapunkte des Zyklus.
Bläschen steigen über einen im Wasser glitzernden Felsen auf, geometrische Formen vereinen sich zu einer Blüte, einzelne Punkte flimmern durch das Bild, bis sie schließlich eine antike Statue erkennen lassen. Es sind Natureindrücke, architektonische Gebilde und surreal anmutende Welten, auf die sich das Publikum einlassen muss. Das Besondere ist jedoch, dass alles, was sich auf der Leinwand bewegt, seinen Ursprung in den Strukturen von Bachs Musik hat. Während der zweijährigen Vorbereitung des Projekts analysierte dazu der Musikwissenschaftler Andrea Damiano Cotti die einzelnen Fugen, die Turiner Mathematikprofessorin Luisella Caire übersetzte die Daten in grafische Algorithmen, auf deren Grundlage die Videos entstanden sind. „Das ist nicht nur eine geniale Komposition, die man bewundert, sondern auch tolle Musik, die man lieben kann“, sagt Geiger Andreas Moscho.