Schon in den vergangenen Monaten wurden in Vorbereitung auf Ludwig van Beethovens 250. Geburtstag viele seiner Werke auf Spielpläne und Programme gesetzt. Aber wer war der Mensch hinter den epochalen Kompositionen? Wie hat er gelebt? Was hat ihn als Künstler so besonders gemacht? Mit diesen Fragen beschäftigen sich in seiner Geburtsstadt Bonn gleich zwei Ausstellungen. Sowohl die neue Dauerausstellung im Beethoven-Haus Bonn als auch die zentrale Ausstellung des Jubiläumsjahres in der Bundeskunsthalle unter dem Motto „Beethoven. Welt.Bürger.Musik“ zielen darauf ab, den Menschen hinter dem Komponisten zu zeigen. „Uns war schnell klar, dass wir keine rezeptionshistorische Ausstellung machen möchten“, sagt die Kuratorin der Bundeskunsthalle, Agnieszka Lulinska. „Es sind viele Klischees über Beethoven im Umlauf, über die historische Person hingegen weiß man im Allgemeinen relativ wenig.“ So war er neben seiner Taubheit zeitlebens krank, hatte aber den Mut, neue Therapien auszuprobieren. Auch war er mitnichten das entrückte und einsame Genie, sondern hatte ein Netzwerk aus Freunden, Unterstützern, Gönnern und Mäzenen.
Zwei Ausstellungen – ein Ziel
Ab dem 17. Dezember präsentiert die Bundeskunsthalle Beethoven als Künstler, Freund und Geschäftsmann von seiner Bonner Zeit bis zu seinem Tod 1827 in Wien. In fünf verschiedenen Stationen vermitteln Original-Exponate wie das Heiligenstädter Testament oder historische Musikinstrumente ein facettenreiches Bild des Komponisten. Seine Musik darf dabei nicht verloren gehen, deshalb werden jedem Kapitel Schlüsselwerke zugeordnet. „Diese Werke wurden nicht nach musikwissenschaftlichen Kriterien ausgewählt. Es sind Kompositionen, die für Beethovens Leben wichtig waren, wie seine dritte Sinfonie „Eroica“, die „Missa solemnis“, seine einzige Oper „Fidelio“ oder das Prometheus-Ballett, das heute nur noch selten aufgeführt wird“, erzählt Lulinska.
Auch das Beethoven-Haus Bonn, das als Beethovens Geburtshaus selbst schon eines der wichtigsten Ausstellungsstücke ist, hat den 250. Geburtstag des Komponisten zum Anlass für eine komplette Neugestaltung genommen. Nach sechsmonatiger Renovierungsphase öffnete es im September wieder seine Türen mit einem neuen Konzept und präsentiert zudem ab diesem Monat neue Ausstellungsräume. Grundlegend hat sich verändert, dass die Besucher nicht mehr den chronologisch aufgebauten Rundgang machen. Stattdessen gibt es jetzt – ähnlich wie in der Bundeskunsthalle – verschiedene Themenbereiche, in denen Beethoven als Freund, Förderer oder Künstler dargestellt wird. Dafür wurden nicht nur die Ausstellungsstücke neu zusammengestellt. „Es gibt einige wenige Mediastationen, die aber sehr zurückhaltend eingesetzt sind und immer nur dort, wo es für das Verständnis hilfreich ist“, sagt Ursula Timmer-Fontani, Leiterin der Unternehmenskommunikation des Beethoven-Hauses Bonn. Ab Dezember eröffnet das Musikzimmer im Erdgeschoss des zum Museum gehörigen Nachbarhauses, in dem es zwei spielbare historische Flügel gibt. Auf diesen sollen zukünftig Konzerte stattfinden – genauso wie die Schatzkammer in den Kellergewölben darunter, in der Autografe und Originalmanuskripte von Beethoven ausgestellt sind.
Dass das Beethoven-Haus und die Bundeskunsthalle im Rahmen des Jubiläums eine Kooperation eingehen, lag für beide Institutionen nahe. Aus der Beethoven-Expertise auf der einen Seite und dem Wissen über kulturhistorische Ausstellungen auf der anderen hat sich eine äußert fruchtbare Zusammenarbeit ergeben. „Die Ausstellungen ergänzen sich sehr gut“, schwärmt Ursula Timmer-Fontani. „Bei uns liegt der Schwerpunkt auf Beethovens Bonner Zeit, und wir betrachten vor allem den musikhistorischen und biografischen Kontext. In der Bundeskunsthalle erfahren die Besucher ergänzend dazu viel über den historisch-politischen Hintergrund.“
Ein Zeichen guter Zusammenarbeit
Besonders schön ist, dass das Beethoven-Haus eines seiner wichtigsten Ausstellungsstücke – Stielers Beethoven-Porträt – als Leihgabe an die Bundeskunsthalle gegeben hat. „Das wissen wir wirklich sehr zu schätzen, denn wir waren der Meinung, dass die Besucher der Bundeskunsthalle dieses Porträt dort erwarten würden“, erklärt Agnieszka Lulinska. Parallel dazu zeigt das Beethoven-Haus die Wechselausstellung „In bester Gesellschaft – Joseph Stielers Beethoven-Porträt und seine Geschichte“, die sich mit der Rezeptionshistorie des Kunstwerks befasst. Eine gelungene Zusammenarbeit zweier Beethoven-Institutionen zum Jubiläumsjahr. Interessierte sollten die Ausstellungen am besten in Kombination besuchen.
concerti-Tipp:
Beethoven-Haus Bonn
Neueröffnung am 17.12.2019
Musikzimmer, Schatzkammer mit Originalmanuskripten, Wechselausstellungen, Shop & Café
Bundeskunsthalle Bonn
in Kooperation mit dem Beethoven-Haus Bonn Beethoven – WELT.BÜRGER.MUSIK
17.12.2019 – 26.4.2020