Manch einer von uns hat das CD- und DVD-Regal schon durchgestöbert, das Sehenswerte gestreamt oder viel Hausmusik gemacht – und immer noch Lust auf klassische Musik. Seiner Leidenschaft kann man sich aber auch ganz spielerisch zuwenden, im wahrsten Sinne des Wortes. Viele sind es nicht, aber es gibt sie: Brett-, Gesellschafts- und andere Spiele, die sich mit klassischer Musik und Oper beschäftigen. Einige Fundstücke aus dieser Nische stellen wir hier kurz vor.
Classico
Classico ist ein Brettspiel mit Quiz-Charakter für zwei bis sechs Teilnehmer. Das Spielfeld erinnert an „Fang den Hut“ und ist in farbige Felder unterteilt. Spielfiguren sind sechs Komponisten: Bach, Beethoven, Verdi, Mozart, Chopin und Liszt. Zweifellos große Namen – aber sind sie auch repräsentativ? Da wird so manchem der Wagner, dem andern der Brahms und wieder anderen ein Monteverdi fehlen. Aber sei’s drum. Mit diesen Figuren bewegt man sich per Würfelglück auf den Feldern zu den Bereichen „Musikgeschichte“, „Oper“, „Instrument & Instrumentalisten“, „Mensch & Musik“ vor und zurück und zieht dann eine Karte mit einer entsprechenden Frage dazu. Das cremefarbene Feld ist für Hörbeispiele reserviert, die man erkennen muss. Man benötigt also einen CD-Player. Mag der Spielverlauf relativ simpel anmuten, so waren bei den Fragen zweifellos Spezialisten der Klassik- und Opern-Szene am Werk. Hier wird Wissen abverlangt, bei dem sich auch die belesensten Musikwissenschaftler*innen warm anziehen müssen. Denn wer kennt schon die unbekannten Opern von Rossini oder weiß, was eine Vina ist? Wer jetzt wissend auflacht, hat bei Classico die besten Gewinnchancen. (Noris-Spiele Verlag, ab 12 Jahre, Junior- und Erweiterungs-Set erhältlich)
Opera
Schade, dass eine Empfehlung zu „Opera“ nur unter Vorbehalt gegeben werden kann, denn das Spiel ist offiziell nicht mehr erhältlich. Einige wenige Exemplare kursieren gebraucht bei Onlinehändlern. Aber sogar die Spielegemeinschaft hat „Opera“ für sich entdeckt und erklärt in einem Video, wie es geht. Das Brettspiel entführt in die Welt der Oper im 17. Jahrhundert. Es geht darum, Musikstücke von Komponisten zu erwerben, sie im eigenen Opernhaus aufzuführen, dieses zu erweitern, neue Häuser zu bauen und – kein Wunder – gleichzeitig „Dukaten“ anzuhäufen. Eine Herausforderung: Treffe ich den Geschmack des Publikums? Habe ich die richtigen Künstler*innen an Bord? Wie gestalte ich ein Programm mit einem bestimmten Budget? Was bringt Ruhm, was Geld? Als Impresario ist man von Architekten, Kritikern und Experten umgeben und abhängig, muss Risikobereitschaft und Unternehmergeist, aber auch Pragmatismus und Weitsicht zeigen. Ein Strategiespiel der Musikbranche, wahrlich originell! Mit dem komplexen Spielplan und -verlauf vielleicht (k)ein Trainingslager für zukünftige Intendanten, aber auf jeden Fall eine Herausforderung für Spiele-Fans und Stoff für einen langen Abend in kleiner Gesellschaft mit bis zu vier Teilnehmern.
Kartenspiel Notetop von Daniel Karan
Wer pädagogische Ambitionen mit Spielspaß verbinden möchte, kann auf viele Kartenspiele zum Notenlernen zurückgreifen. Notetop von Daniel Karan wendet sich an kleinere Kinder. Notenwerte und -namen sind wie ein Quartett auf das Kartenspiel verteilt und werden per „Stich“ den Mitspieler*innen abgeluchst. Die Notennamen sollen sie sich mit einem Tierbild einprägen, dessen Anfangsbuchstabe der Note entspricht. Das war bei C kein leichtes Spiel.
Papageno
Kinder ab sechs Jahre werden bei Papageno in die Welt des Vogelfängers hineingezogen, ohne dass das Thema Oper im Vordergrund steht. Die Spieler*innen sammeln Vogelkarten und versuchen Pärchen zu finden, um die richtige Balance auf ihrem Ast zu finden. Um die Vogelschar der Mitspieler*innen aufzuscheuchen, hilft der Vogelfänger aus Mozarts „Zauberflöte“, der entweder auf Vogelfang geht oder mit der Zauberflöte die Vögel auf den Ast lockt. (Helvetiq Verlag)
Puzzle
Wer die totale Ruhe und Meditation sucht, kann sich ebenfalls „klassisch“ beschäftigen: mit einem Puzzle. Viele ansprechende Motive zum Thema gibt es hier jedoch nicht. Zwischen den eher uninspirierten Bildern von Orchesterinstrumenten bildet die Disney-Version eines Orchesters fast noch die rühmliche Ausnahme – oder das Sidney Opera House (auch in 3D) bzw. die Pariser Oper. Davon gibt es eine Außen- und eine Innenansicht inklusive des roten Vorhangs, der sicher bald wieder für die Kunst und Kultur öffnet.