Als die Studierenden ab 1967 in der Bundesrepublik gegen den „Muff unter den Talaren“ protestierten, verknüpfte ein junger Komponist die gesellschaftliche Befreiung mit einer musikalisch-strukturellen. Helmut Lachenmann wandte sich von den Serialismus-Dogmen der Nachkriegs-Avantgarde ab und entwickelte sein eigenes Konzept von Musik, das bis heute trägt: die Idee einer „Musique concrète instrumentale“. Darin verweigert er sich gängigen Hörerwartungen. Stattdessen macht er die Mittel des Musizierens deutlich, die physische Erzeugung von Klängen.
Indem er ungewöhnliche Klangqualitäten jenseits von Schönklang und Bravour entwickelt, lassen seine Stücke aufhorchen. Seine Musik weckt das Publikum aus der Lethargie des Gewohnten. Sie überrascht, macht neugierig, öffnet die Ohren. In den letzten Jahren hat sich Lachenmann, der im 88. Lebensjahr steht, aus seiner individuellen Perspektive auch wieder behutsam an lange von ihm Vermiedenes in der Musik angenähert, den vollen Ton, sogar an Konsonanzen. Aber auch das hat bei ihm den nötigen Biss, wie etwa sein Streichtrio Mes Adieux beweist.