Wissenswertes über den Tanz
Gleich in der Einleitung erklärt Autorin Dagmar Ellen Fischer, dass bei einer auf 300 Seiten erzählten Tanzgeschichte die Kunst des Weglassens gefragt sei. Herausgekommen ist dabei ein Buch, das zwar die Historie linear von den frühesten Tanzritualen der ersten Menschen bis zu den zeitgenössischen Tanzformen im digitalen Zeitalter verfolgt. Gleichwohl liegt der besondere Reiz aber darin, dass man in einzelnen Schlaglichtern einen Begriff davon bekommt, was der Tanz für die Menschen in den verschiedenen Epochen bedeutete und was für sie der tiefere Sinn dieser Kunstform war. So hebt Fischer zu Beginn den Aspekt der Kommunikation und der Gemeinschaftsbildung hervor, der im Lauf der Antike mehr und mehr rituellen, gar religiösen Charakter bekommt, bis er schließlich auch seine unterhaltende bis kunstvolle Funktion erhielt. Stets behält die Autorin dabei den globalen Blick, richtet ihr Augenmerk immer wieder auf die Tanzkulturen etwa in Indien, China oder Japan und spickt ihren Streifzug durch die Geschichte mit zahlreichen Anekdoten. So erfährt der Leser etwa, wie sich die Tänzerin Marie Anne de Cupis de Camargo im 18. Jahrhundert der damals üblichen Absatzschuhe entledigte, um sich jenes tänzerische Material anzueignen, das bis dahin ausschließlich Männern vorbehalten war. Die zahlreichen Bilder und Infokästen im Buch laden dabei zum Vor- und Zurückblättern ein. So kann der Leser als Alternative zur chronologischen Lektüre auch gezielt und mit Gewinn einzelne Kapitel ansteuern. Maximilian Theiss
Dagmar Ellen Fischer: Eine kurze Geschichte des Tanzes
Henschel, 334 Seiten, 32 Euro