Was passiert in unserem Kopf, wenn wir Musik hören? Stimmt es, dass Musikalität angeboren ist? Und sind die Unterschiede von Musikstilen in verschiedenen Kulturkreisen wirklich so groß? In seinem schmalen Büchlein „Das musikalische Gehirn“, das sich an interessierte Laien wendet, reißt der Neurowissenschaftler und Psychiater Manfred Spitzer viele Aspekte an, die unsere physische und psychische Wahrnehmung von Musik betreffen. Mit anschaulichen sprachlichen Bildern und Beispielen erklärt der Autor, auf welche Weise und ab welchem Alter – nämlich schon im Mutterleib – musikalische Prägungen stattfinden. Er beschreibt Musik als eine Fähigkeit des Gedächtnisses, einzelne Töne zu Phrasen zusammenzufassen. Er beschreibt die Spuren, die musikalische Erfahrungen in unserem Gehirn hinterlassen und die bewirken, dass wir Musik auf unsere je eigene Art und Weise hören. Er räumt auch mit einigen Vorurteilen auf: etwa dass es ein Musikzentrum im Gehirn gäbe oder dass Komponisten wie Mozart ihre hohe musikalische Produktivitat und Meisterschaft vor allem einem wie auch immer gearteten Genie verdankten.
Und auch die große Lust an der Musik erklärt Spitzer prägant in einem Satz: Sie sei das einzige Medium, das einerseits das Belohnungssystem aktiviert – das eng mit der Erfahrung des Lernens gekoppelt ist – und andererseits das Angstsystem deaktiviert. Früh allerdings übe sich, wer als Musiker später Großes leisten möchte – auch dafür führt Spitzer neurologische Indizien ins Feld. Vieles kommt uns bekannt vor, trotzdem macht dieser kurzweilige Kompaktkurs Spaß.