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Bücherherbst – Laurence Dreyfus: Parsifals Verführung

Er schluckte die Demütigungen

In seinem Roman beschreibt Laurence Dreyfus, wie Dirigent Hermann Levi Wagners „Parsifal“ verfällt.

vonIrem Çatı,

Der Titel „Parsifals Verführung“ sowie die Bewerbung als „Wagner-Roman“ führen bei Laurence Dreyfus’ Debütroman in die Irre. Im Mittelpunkt steht nämlich der Dirigent Hermann Levi, der von Wagner beauftragt wurde, seinen „Parsifal“ in Bayreuth uraufzuführen. Was zu einem der Höhepunkte in Levis Karriere zählt, gilt als Tiefpunkt in seinem Privatleben. Die Nähe zu Richard Wagner hat ihn nicht nur seine engen Freundschaften zu Johannes Brahms und Clara Schumann gekostet, Wagner selbst hat vom jüdischen Dirigenten zeitlebens verlangt, sich taufen zu lassen und seiner Religion zu entsagen. „Der Meister [hatte sich] in den Gedanken verbissen, dass das Mysterium des ,Parsifal‘ unergründlich bleiben müsse für jemanden, der den christlichen Kategorien von Sünde, Reue und Erlösung fernstehe. Insofern gehe ein ungetaufter, beschnittener Levi das Risiko ein, wesentliche Elemente, die für die Deutung des III. Aufzugs nötig seien, zu verfehlen.“ Trotz ständiger Erniedrigungen und antisemitischer Anfeindungen vonseiten Wagners verfällt Levi dem „Parsifal“ und bringt ihn 1882 zur Uraufführung.

Laurence Dreyfus schafft einen mitreißenden Roman

Dreyfus erzählt anhand von Rückblenden, Briefen und dem Besuchstagebuch der Schriftstellerin und Kritikerin Anna Ettlinger, die im Buch von Levi eingeladen wird, seine Biografie zu schreiben. Obwohl wissenschaftlich belegte Fakten fehlen, hat Dreyfus einen mitreißenden Roman geschrieben und bewiesen, dass er sich neben seinen Tätigkeiten als Gambist, Musikwissenschaftler, Politologe und Sachbuchautor auch als Romanautor bezeichnen kann.

Buch-Tipp:

Album Cover für Parsifals Verführung

Parsifals Verführung

Laurence Dreyfus Faber & Faber, 220 Seiten 24 Euro

 

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