„Beethovens Musik bewegt die Hebel des Schauers, der Furcht, des Entsetzens, des Schmerzes«, schrieb E. T. A. Hoffmann nach der Aufführung von dessen fünfter Sinfonie. Goethe sprach etwas zurückhaltender von Beethovens „Talent“, das ihn in Erstaunen versetze, „allein er ist leider eine ganz ungebändigte Persönlichkeit …“. Franz Grillparzer wiederum fand dem Komponisten bei einem Besuch „in schmutzigen Nachtkleidern auf einem zerstörten Bette liegend …“. Unser heutiges Beethovenbild setzt sich aus Beobachtungen, Meinungen und sicher auch überspitzen Darstellungen seiner Zeitgenossen zusammen. Etliche davon hat der 2019 verstorbene Musikwissenschaftler Martin Geck in seinem posthum erschienenen Buch „So sah die Welt Beethoven“ versammelt.
Viele Schlaglichter erhellen das Gesamtbild
Auf jeweils einer Seite lesen wir den Zitatblock, welchen Geck im Anschluss einer kompakten, kritischen Erläuterung unterzieht. Dabei reichen die Stimmen bis in die Gegenwart. Mauricio Kagel spricht mit Bezug auf den Klassiker von der „krankhaften Anstrengung, bekannte Musikstücke der Vergangenheit noch bekannter zu machen“, während Pianist Glenn Gould in einem seiner legendären Selbstinterviews Beethoven eine „unmögliche Mischung aus Naivität und Feinsinnigkeit“ unterstellt und Alfred Brendel in den Diabelli-Variationen ein „Kompendium musikalischer Komik“ entdeckt. So erhellen viele Schlaglichter ein Bedeutungsfeld, auf dem sich beim Lesen mit zunehmender Schärfe das Bild des großen Komponisten abzeichnet.