Zum ausklingenden Jubiläum „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ geht das Bundesjazzorchester zurück zu den Ursprüngen. Dabei landet es jedoch nicht irgendwo an der Schwelle von der Antike zum Mittelalter, sondern mitten in der Weimarer Republik, als in den deutschen Großstädten Kunst und Kultur nicht nur blühten, sondern sich in ästhetischer Hinsicht radikal veränderten. In dieser Zeit hat sich auch der den Film, der lange Jahre als technisches Kuriosum wahrgenomen wurde, endgültig zur ernstzunehmenden Kunstform etabliert. Ein in vielerlei Hinsicht wegweisender Film war das expressionistische Horrorspektakel „Das Cabinet des Dr. Caligari“, dessen Ästhetik sich auch noch heute in zahlreichen Filmen wiederfindet. Regie führte damals Robert Wiene, Hans Janowitz und Carl Mayer steuerten das Drehbuch bei, als Produzenten wirkten Rudolf Meinert und Erich Pommer. Alle waren sie jüdischer Abstammung, alle verließen sie in den dreißiger Jahren Deutschland.
Gestern trifft heute
Unter der künstlerischen Leitung von Niels Klein findet der Stummfilm von 1920 im November seinen Weg auf Kinoleinwände in Rüsselsheim, Halle und Berlin. Die Neuvertonung steuert der amerikanische Hollywood-Filmkomponist Jeff Beal bei, sodass an diesen Kinoabenden die jüdische Film-Avantgarde von gestern auf die Jazz-Avantgarde von heute trifft. Neben dem „Cabinet des Dr. Caligari“ untermalt das Bundesjazzorchester auch Original-Werbefilme aus den Jahren 1912 bis 1927 der Agentur Julius Pinschewer mit Musik.
concerti-Tipp:
Stummfilmkonzert: „ Das Cabinet des Dr. Caligari“ (1920) u. a.
Musik von Jeff Beal u. a.
Bundesjazzorchester, Niels Klein (Leitung)
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