„Kinder, wie die Zeit vergeht!“, möchte man da fast aufrufen. Kinder waren es zwar nicht, die im Jahr 2019 zur Galaeröffnung der Tauber-Philharmonie so packend aufspielten, dass es das Publikum förmlich von den Sitzen riss. Trotzdem bilden die Musikerinnen und Musiker des Bundesjugendorchesters mit einem Altersdurchschnitt unter siebzehn Jahren sicher das beeindruckendste Nachwuchsorchester der Republik. Zum fünfjährigen Geburtstag des Konzert- und Veranstaltungshauses in Weikersheim teilt sich nun derselbe Klangkörper mit dem Weltjugendchor das Podium, um mit Beethovens neunter Sinfonie und der ihr eingeschriebenen „Ode an die Freude“ von der verbindenden Kraft der Musik zu künden.
Mag der von Schiller formulierte Wunsch „Alle Menschen werden Brüder“ auch ein frommer sein, so ist die Hoffnung, die Vision einer allumfassenden Völkerverständigung, die in ihm mitschwingt, in Zeiten von Kriegen und gesellschaftlicher Zersplitterung doch eine unerlässliche Antriebsfeder für einen von humanistischen Werten getragenen Appell. Mehr als hundert Mitwirkende stehen auf der Bühne, wenn Komponist Tan Dun die Jugendlichen durch diese rauschhafte Sinfonik des 18. Jahrhunderts dirigiert und Beethovens Opus Magnum ein eigenes Werk gegenüberstellt. Vor zweihundert Jahren in Wien uraufgeführt, war die Neunte für Richard Wagner „das menschliche Evangelium der Kunst der Zukunft“.