Es gab Momente, da wurde ihm ganz mulmig zumute. Die Rede ist von Eduard Hanslick, dem gefürchteten Kritiker und Autor der viel diskutierten Schrift „Vom Musikalisch-Schönen“. In einer Rezension von 1881 bemerkte er mit der charmanten Bösartigkeit, wie sie schon damals in Wien beliebt war: „Eine eigentümliche Angst ergreift uns jedes Mal, wenn ein junger Herr mit einem Violoncell erscheint und, dasselbe zwischen die Beine geklemmt, sich auf einem Stuhle häuslich einrichtet.“
Immerhin meinte er, es gebe keinen musikalischen Menschen, der das Cello nicht liebe. Zugleich gestand er, dass es ihn als Konzert-Instrument schnell ermüde. Jeder Cellist, so schrieb er, wolle nicht nur seine schöne Kantilene produzieren, sondern ganz besonders auch seine Bravour. Diese sei jedoch in enge Grenzen gebannt, wenn man die Natur des Instruments respektiere. Die Eindrücke, die Hanslick empfing, müssen auf jeden Fall schaurig gewesen sein: „Da beginnt denn in schnellstem Tempo ein unbarmherziges Springen und Schleifen, ein grobes Schnarren auf den tiefsten und kindisch lispelndes Violinspiel auf den höchsten Noten, wo es, insbesondere bei Doppelgriffen, ohne falsche Töne selten abgeht.“
Cello-Gipfel verspricht grenzenlosen Musikgenuss
Der Verriss des Großkritikers aus Wien ist höchst amüsant, aber weit mehr als das: Die bösen Spitzen belegen, wie sehr sich die Zeiten seit dem 19. Jahrhundert gewandelt haben. Vor allem ist das spieltechnische Niveau markant gestiegen, es hat sich enorm verbessert. Kaum mehr besteht ein Grund zur Angst, wenn Cellisten oder Cellistinnen auf ihren Stühlen Platz nehmen. Im Gegenteil: Sie versprechen einen Musikgenuss, der keine Grenzen kennt.
Genau ein solches Vergnügen erwartet das Publikum beim Cello-Gipfel, der seinen Namen aus gutem Grund trägt: Sechs Koryphäen spielen hier auf, sechs Cellisten, die als Solisten, Kammermusiker und Pädagogen zu den Größen ihres Faches zählen. Angekündigt sind Highlights, Hits und Klassiker in einem Bogen von Manuel de Falla über Fazıl Say bis zu Ennio Morricone. Schade, dass Hanslick es nicht erleben kann: Das Gipfeltreffen wird sicher alles andere als einschläfernd. Und bei diesem illustren Sextett kommt die schöne Kantilene genauso zu ihrem vollen Recht wie die Bravour.