Als Claude Debussy 1890 die „Suite bergamasque“ komponierte, war er noch ein junger und unbekannter Komponist. Deswegen landete das Werk auch zunächst in der Schublade seines Verlegers. Erst 1902, als der Verleger Fromont Debussy-Werke erwarb, tauchte es wieder auf und wurde drei Jahre später veröffentlicht. Der dritte der vier Sätze stach dabei wegen seiner frühimpressionistischen Klänge besonders hervor: „Clair de lune“.
Bis heute zählt dieser Satz wohl zum bekanntesten Klavierstück Debussys und wird unmittelbar mit dem Komponisten in Verbindung gebracht. Doch nicht nur in der Klassik-Szene ist „Clair de lune“ zu einem Dauerbrenner geworden, auch in der Filmmusik erfreut es sich großer Beliebtheit. Angefangen mit Walt Disney’s „Fantasia“ über „Frankie & Johnny“ mit Michelle Pfeiffer und Al Pacino bis hin zu den „Twilight“-Filmen.
„Clair de lune“ im Film
In dem Film „Sieben Jahre in Tibet“ bekommt der Bergsteiger Heinrich Harrer (Brad Pitt), von dem noch jungen Dalai Lama eine Spieluhr geschenkt. In einer Szene stellt er sie auf den Boden des Zimmers seines Sohnes, zu dem er jahrelang keinen Kontakt hatte, und spielt sie ihm vor. Das Stück: „Clair de lune“:
Auch in „Ocean’s 11“erklingt das Werk, als am Ende des Films Tess (Julia Roberts) auf ihren Ehemann Danny Ocean (George Clooney) zuläuft, der gerade von der Polizei festgenommen wird. Diesmal als Orchesterfassung:
Romantik auch bei Vampiren
Das wohl bekannteste Filmbeispiel aus den letzten Jahren stammt aus dem ersten Teil der „Twilight“-Verfilmungen. Bella besucht ihren Vampirfreund Edward zum ersten Mal zu Hause, und die beiden tun das, was vermutlich alle 17-jährigen Teenager tun würden: sie tanzen – und zwar zu „Clair de lune“. Da die beiden das Stück auch namentlich nennen und sich kurz darüber unterhalten, wurde es vermutlich einem noch größeren Publikum zugänglich:
Besteht also die Gefahr, „Clair de lune“ als Mainstream abzutun? Fakt ist, dass Debussy unmittelbar mit diesem Stück in Verbindung gebracht wird, ähnlich wie Beethoven mit seiner fünften Sinfonie oder Brahms mit den „Ungarischen Tänzen“. Dennoch würde eine Festlegung in den Mainstream dem Komponisten nicht gerecht werden, da es, trotz einigermaßen moderater Ansprüche, zu einem der ersten Werke Debussys zählt, in denen er mit impressionistischen Stilmitteln arbeitete und in dem die neue Kompositionsform besonders gut hervorkommt.
Futuristisch impressionistisch
„Clair de lune“ regte viele Musiker auch zu neuen Interpretationen an, etwa die 12 Cellisten der Berliner Philharmoniker, die das Arrangement von Wilhelm Kaiser-Lindemann für zwölf Violoncelli eingespielt haben. Aber auch exotischere Adaptionen kursieren im Internet, beispielsweise die Version für Theremin von Grégoire Blanc, die fast schon ein wenig futuristisch klingt. Auch interessant die A-cappella-Version der niederländischen Sängerin Pitou, die das Stück sogar mit Text vertont hat.
„Clair de lune“ für Theremin: