Eine umfassendere Ausstellung zur Person Ludwig van Beethovens, wie sie die Bundeskunsthalle und das Beethoven-Haus Bonn zum 250. Geburtstag des Komponisten zeigen, hat es bisher nicht gegeben. Die von den Kuratorinnen Agnieszka Lulińska und Julia Ronge konzipierte „biografische Schau“ findet ihren Niederschlag auch in einer opulent bebilderten Begleitpublikation, die mit zahlreichen Aufsätzen aufschlussreiche Schlaglichter auf Beethoven und die sozialhistorischen Bedingungen seiner Zeit wirft.
Wir erfahren, wie der Komponist mit seiner ungewöhnlich legeren Kleidung sowohl gegen höfische als auch bürgerliche Konventionen rebellierte, welche Klaviere ihm zur Verfügung standen und wie sein streng geregelter Tagesablauf aussah. Wir schauen gedanklich dem Maestro beim Komponieren über die Schulter, der mit zunehmender Hörbehinderung mangels auditiver Kontrollmöglichkeit auf dem Notenpapier immer ausgeklügeltere Ordnungssysteme entwarf.
Alle Facetten Beethovens
Außerdem widmen die Autoren des Buches sich der legendären Begegnung der ungleichen Künstlergrößen Goethe und Beethoven sowie den ärztlichen Befunden, die die vielen – oft chronischen – körperlichen Leiden des Komponisten dokumentieren. Wichtige Werke wie die Oper „Fidelio“, die „Missa solemnis“ und Joseph Karl Stielers Beethoven-Porträt stehen ebenso im Fokus wie Beethovens Umgang mit Geld und sein Verhältnis zur herrschenden Schicht. Eine feingliedrige Chronologie und ein Personenregister runden diesen höchst lesenswerten Katalog zur Ausstellung ab.