Beinahe irreführend ist der Titel des Buches, der nicht, wie vermuten lässt, auf Hörempfehlungen bestimmter Aufnahmen oder Interpretationen abzielt. Vielmehr veröffentlicht Alex Ross, seit 1996 Musikkritiker des New Yorker, mit „Listen To This“ eine Sammlung von Essays, in denen er den Blick für die Musik als gesamtgesellschaftliches Phänomen schärfen möchte. Entstanden sind die Texte im Laufe seiner Kritikertätigkeit für den New Yorker. In Buchform in fünf Teile angeordnet, schildert Ross seine persönliche Sichtweise auf die gesellschaftliche Rezeption von klassischer und populärer Musik, beleuchtet ihre Funktion und Bedeutung für den Menschen und versucht zugleich mit dem verklärenden Mythos von der Musik als erhabene, vom Alltag losgelöste, reine Kunstform aufzuräumen.
Alex Ross gibt einzelne Betrachtungsweisen zu ausgewählten Komponisten
Dabei geht Ross, der seine Essays mit zahlreichen persönlichen Anekdoten aus seiner durchaus ungewöhnlichen musikalischen Sozialisation anreichert, mit dem von ihm als übertrieben empfundenen Deutungsanspruch an die Klassik sowie den mannigfaltigen Vorurteilen gegenüber Popmusik scharf ins Gericht und offenbart seinen persönlichen Mittelweg zwischen dem scheinbar künstlich aufrechterhaltenen Dualismus beider Genres. Sprachlich sachlich und präzise formuliert, fordert Ross den Leser bisweilen mit besonders für den musikpraktischen Laien nicht ganz unkomplizierten harmonischen Analysen, was dem Leseeindruck insgesamt jedoch nicht abträglich ist. Einzelne Betrachtungsweisen zu ausgewählten Komponisten sowie Popmusikern runden die insgesamt informativen wie unterhaltsamen Texte ab.