Engelbert Humperdincks Lebensweg verläuft in Schlangenlinien. Als Student genießt er Kompositionsunterricht gleichermaßen von Wagnerfeinden wie auch von Wagneranhängern, er sucht und findet auch den direkten Kontakt zu Wagner selbst, der ihm 1881 im Rahmen der Vorbereitungen für den „Parsifal“ eine Assistenz am Bayreuther Festspielhaus verschafft. Kurze Zeit ist Humperdinck Kapellmeister in Köln, steht hernach im Dienste des Industriemagnaten Alfred Krupp, in Barcelona hat er eine Zeit lang eine Professur inne. Auch als Musikkritiker betätigt er sich – und das nicht ohne Erfolg. In der Mitte seines Lebens komponiert er mit „Hänsel und Gretel“ seinen unangefochtenen Welterfolg.
Erzählung und Faktentreue
Es ist kein leichtes Unterfangen, vom Leben des Tonsetzers ohne allzu große Umschweife und Verzettelungen zu erzählen. Matthias Corvin umschifft jedoch diese Klippen und findet die goldene Mitte zwischen unterhaltsamer, packender Erzählung auf der einen und skrupulöser Faktentreue mit penibler Nennung aller Quellen auf der anderen Seite. In die Biografie eingebettet sind Abhandlungen über die Werke Humperdincks, denen seit der Nachkriegszeit wenig bis gar keine Beachtung zuteilwird, die seinerzeit aber überaus erfolgreich waren. Diese minutiösen, teils analytischen Werkbeschreibungen sind der Hauptgrund dafür, dass man dieses Buch immer und immer wieder zurate ziehen kann. Denn es bleibt zu hoffen, dass auch über das hundertste Todesjahr Humperdincks hinaus dessen Kompositionen wieder auf die Spielpläne gesetzt werden.