„Wenn die Musik nicht wär“ ist eigentlich der Titel eines Tonfilms, der 1935 im Gedenken an den Schriftsteller Ernst von Wolzogen produziert wurde. Literarische Vorlage zum Film war dessen humoriger Musikanten-Roman „Der Kraft-Mayr“, eine komödiantische, dennoch würdevolle Hommage an den großen Virtuosen Franz Liszt. Wolzogen war „dem greisen Zaubermann“ seinerzeit in Weimar persönlich begegnet und empfand ihm gegenüber innigste Verehrung. Dass er dem literarischen Andenken an den Meister dennoch einen äsopischen Anstrich verpasste, lag wohl in erster Linie am närrischen Wesen des „Brettlbarons“ Wolzogen, einem der Begründer der deutschen Kabarettszene.
Aha-Effekte garantiert
Wolfgang Molkow blickt hinter die Kulissen des historischen Musikromans. Wolzogens heiteres Liszt-Manifest „Der Kraft-Mayr“, Franz Werfels tief empfundenes Bekenntnis „Verdi – Roman der Oper“ und Hermann Hesses in sich gekehrte Futurismus-Erzählung „Das Glasperlenspiel“ sind die drei literarischen Werke, denen Molkow sich in seiner essayistischen Abhandlung analytisch nähert. Bei jedem der drei Werke zeigt er auf, wie der zeit- und gesellschaftliche Kontext der drei Autoren ihr literarisches Schaffen geformt hat. Dabei präsentiert Molkow erhellende Hintergrundfakten und eröffnet unter anderem durch recherchierte reale Vorbilder der Romanfiguren neue Verständnisebenen.
Vor allem wer die Originalromane von Wolzogen, Werfel und Hesse gelesen hat, wird auf den 64 Seiten den einen oder anderen interessanten Aha-Effekt erfahren. Doch auch wer sie nicht kennt, bekommt durch die Einbindung ausgewählter Textauszüge ein schlüssiges Bild und damit Anreiz, sich mit den lesenswerten Originalen einmal näher zu beschäftigen.