Es gibt Wiederentdeckungen, die geschehen mit einem Paukenschlag. Vor dreißig Jahren tobten sich drei Briten an der Bayerischen Staatsoper in München aus: Intendant Peter Jonas holte Richard Jones in die Landeshauptstadt, um Händels „Giulio Cesare“ zu inszenieren. Unbekannte barocke Oper, ein riesiger Dinosaurier auf der Bühne und ein in Deutschland unbekannter Dirigent mit höchst eigentümlichen Klangvorstellungen: Eigentlich hätte das alles auf einen Skandal hinauslaufen müssen, doch die Münchner jubelten. Und nicht nur die, denn plötzlich gruben Opernhäuser in aller Welt die so stiefmütterlich behandelten Barockopern hervor, wie Sie im Opern-Feuilleton von Peter Krause lesen.
Auch die historische bzw. historisch informierte Aufführungspraxis, mit der Ivor Bolton damals an der Bayerischen Staatsoper für Furore sorgte, ist inzwischen keine Sache mehr für Spezialisten. Eine weitere Koryphäe auf diesem Gebiet ist der Dirigent und Violinist Riccardo Minasi, der als aktueller „Blind gehört“-Kandidat ausgewählte Aufnahmen seinem strengen Urteil unterzieht und auch bei seinen eigenen Einspielungen nicht mit Kritik spart. Ausschließlich positive Kritiken finden Sie übrigens im zweiten Teil unseres Bücherfrühlings, denn hier verzichten wir auf literarische Warnhinweise und sprechen explizit Leseempfehlungen aus.
Empfehlen möchte ich Ihnen zudem das Schleswig-Holstein Musik Festival – einerseits natürlich wegen der exquisiten Konzerte an durchaus überraschenden Orten, andererseits aber auch wegen der besonderen Zuhörerschaft. Die haben wir nämlich im Rahmen einer Jurysitzung unter dem Vorsitz von Rolando Villazón zum „Publikum des Jahres 2023“ gekürt. Die concerti-Redaktion sagt an dieser Stelle: herzlichen Glückwünsch!
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