In dieser Ausgabe nehmen wir das musikalische Bildungswesen unter die Lupe – verbunden mit dem Plädoyer, dass es in unserer Gesellschaft eigentlich keine Schwelle mehr geben darf auf dem Weg eines Kindes zum Instrument. Dank zahlreicher Förderungen ist die Finanzkraft der Elternhäuser immerhin kaum ein Kriterium mehr, ob ein Kind ein Instrument lernen kann oder nicht. Vielerorts können Schülerinnen und Schülern sogar ganze Opernprojekte verwirklichen. Ein schillerndes Beispiel dafür ist die Hamburger opera piccola, die André Sperber anlässlich ihres zwanzigjährigen Bestehens würdigt. So erstaunlich wie erhebend fanden wir aber auch die schiere Hingabe und Leidenschaft der Instrumentallehrerinnen und -lehrer, mit denen wir über ihren Beruf sprachen, den sie allesamt als Berufung ansehen.
Dennoch hält sich noch in vielen Köpfen der Gedanke, Musikerziehung könne kein Selbstzweck sein, sondern müsse der Verbesserung der Gehirnaktivität und dem Erwerb karriererelevanter Fähigkeiten dienen, wie es Christian Schmidt in seiner Bestandsaufnahme über Musikunterricht an Grundschulen formuliert. Freilich ist der sogenannte „Mozart-Effekt“ unumstritten, bestätigt der Hirnforscher und Musiker Eckart Altenmüller im Interview mit Helge Birkelbach. Dennoch vermag Musik ungleich Größeres, wie das Leben des Valentin Silvestrov zeigt. Der ukrainische Komponist, der jüngst den Opus Klassik für sein Lebenswerk erhielt, wurde vor fünfzig Jahren vom Komponistenverband der UdSSR ausgeschlossen, da seine Ästhetik nicht konform war mit den Leitlinien des Sowjetsystems. Jahrzente später komponierte er das hochpolitische Werk „Maidan 2014“. Zu Kriegsbeginn floh Silvestrov nach Berlin und nahm nur das Allerwichtigste mit: seine Notenmanuskripte. Lesen Sie Tatjana Frumkis’ bewegendes Porträt über den stillen und doch so lautstarken Komponisten.
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