Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne. Das konnten auch die Künstler und Gäste der diesjährigen ECHO Klassik-Verleihung spüren, als Thomas Gottschalk das Who’s who der Klassikszene in der Hamburger Elbphilharmonie begrüßte. Die Aufregung im Vorfeld des ECHO Klassik 2017 war immens. Zum ersten Mal feierte die Deutsche Phono-Akademie die Verleihung des renommierten ECHO mit einer großen Gala in Hamburgs neuem Wahrzeichen. Insgesamt war es die 24. Verleihung des Preises. Eröffnet wurde die Gala mit Johannes Brahms’ „Ungarischem Tanz Nr. 5“, interpretiert vom Philharmonischen Staatsorchester Hamburg unter der Leitung von Kent Nagano.
„Es war meine einzige Chance, die Elbphilharmonie von innen zu sehen“, scherzte Gottschalk (diesmal für seine Verhältnisse zurückhaltend gekleidet) über seine Motivation, die Abendmoderation zu übernehmen. Überraschend und erfreulich zugleich hingegen eine von ihm vorgetragene Statistik, die vierzig Prozent mehr Besucher von Klassik-Konzerten in Deutschland im letzten Jahr zählt als bei Bundesligaspielen. Insgesamt wurden 54 Preisträger in 22 Kategorien in der „Champions League der Klassik“ ausgezeichnet.
ECHO Klassik 2017: Hohe Kunst der Unterhaltung
Der erste Laudator des Abends war Schauspieler Sebastian Koch, den ersten ECHO der Gala erhielt Star-Tenor Jonas Kaufmann für den „Bestseller des Jahres“. „Ich bewundere ihn seit Jahren“, schwärmte Koch in seiner Rede. Kaufmann darf sich dieses Jahr zum siebten Mal über einen ECHO Klassik freuen. Die Laudatio von Katja Riemann auf Geiger Daniel Hope, der gemeinsam mit dem Zürcher Kammerorchester für ihr Album „For Seasons“ in der Kategorie „Klassik ohne Grenzen“ ausgezeichnet wurde, geriet hingegen weniger charmant. „Er ist einer, der trotz klassischer Musik entertainen kann“ – witzig gemeint, unpassend formuliert.
Frohnatur Hope zeigte sich unbekümmert: „Dass der ECHO nun das erste Mal in der Hamburger Elbphilharmonie stattfindet, finde ich ein tolles Zeichen!“ Gleichzeitig verriet er auf dem roten Teppich, dass die ECHO Klassik-Verleihung und das damit verbundene Treffen von diversen Künstlern für ihn jedes Mal etwas ganz Besonderes darstellt. „Zum Beispiel Maurizio Pollini: Den habe ich schon als kleiner Junge bewundert! Als ich ihn zum ersten Mal kennengelernt habe, habe ich kaum ein Wort herausbekommen.“ Der legendäre italienische Pianist und Dirigent erhielt den ECHO in der Kategorie „Instrumentalist des Jahres“.
Sängerin des Jahres wurde Joyce DiDonato. Laudatorin Meret Becker, die verriet, dass ihr Opernsängerinnen immer Angst gemacht haben, ehrte die Sängerin als große Geschichtenerzählerin mit tiefer Ernsthaftigkeit. Sänger des Jahres wurde Matthias Goerne, dessen Preisträgeralbum Tobias Moretti als „kostbarste Gesangsveröffentlichung des Jahres“ bezeichnete. Die Ehrung für die solistische Einspielung des Jahres erhielt Aida Garifullina, die nicht nur mit ihrer Performance von „O mio babbino caro“ aus Puccinis „Gianni Schicchi“, sondern auch mit Dankesworten für ihre Mutter das Publikum im Saal rührte. Als beste Nachwuchskünstlerin im Fach Gesang überzeugte Pretty Yende mit „Je veux vivre“ aus „Roméo et Juliette“.
„Keine Angst, ich singe nicht“
Ein wirklich bewegender Moment der Gala war die Ehrung von Brigitte Fassbaender mit dem ECHO Klassik für ihr Lebenswerk. „Stur, sarkastisch und einfach blitzgescheit“, nannte sie Opernintendant Bernd Loebe, „Man muss sie einfach lieben!“. Dass dem wirklich so ist, machte Fassbaender gleich im ersten Satz ihrer Dankesrede deutlich. „Keine Angst, ich singe nicht“, scherzte sie und fügte weiter hinzu „Ich stehe hier mit großer Freude und Dankbarkeit. So rührend habe ich es mir nicht vorgestellt.“
Auf dem roten Teppich verriet sie bereits vor der Verleihung, dass sie von dem Preis per Mail erfahren habe. „Bis es offiziell gemacht wurde, musste das allerdings alles noch top secret bleiben – was ich auch ganz brav durchgehalten habe.“
Als letzter Künstler am Abend bekam Dirigent Kent Nagano den ECHO Klassik als „Dirigent des Jahres“ überreicht. Mit einem Augenzwinkern bemerkte Thomas Gottschalk, dass die ausgezeichneten Künstler immer möglichst lange Zeit auf der Bühne stehen wollen – Nagano, als Dirigent der Gala, immerhin seit knapp 3 Stunden am Dirigierpult, dankte mit freundlichen Worten.
Jonas Kaufmann im Backstage-Interview beim ECHO Klassik 2017: