Der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier äußerte bei seiner Pressekonferenz am 30. November, dass die vollständige Schließung von Kultureinrichtungen als weitergehende Schutzmaßnahme gegen die Ausbreitung des Coronavirus zu prüfen sei. Nun befürchten viele Kulturbetreiber im Bundesland einen erneuten kulturellen Lockdown.
Als Reaktion hat sich Bernd Loebe, Intendant der Oper Frankfurt, mit einem Schreiben an Ministerpräsident Bouffier gewandt. Loebe fordert darin, im Rahmen des Gebrauchs der sogenannten „Länderöffnungsklausel“, die dem Land weitergehende Schutzmaßnahmen zur Eindämmung der Pandemie erlaubt, eine klare Differenzierung zwischen Freizeiteinrichtungen und Kultureinrichtungen beizubehalten. Zudem warnt er vor den verheerenden Folgen einer weiteren Schließung: „Bei der letzten Schließung haben wir 6.000 unserer Abonnenten verloren und dieser Anteil würde weiter wachsen. Damit verliert die Oper aber eine absolut notwendige Existenzgrundlage“, so Loebe. Es bestünde die Gefahr, dass die Oper sich davon nie wieder richtig erholen wird. Diese Gefahr gelte auch für das gesamte Kultursystem.
Mutig und sinnvoll differenzieren
Wichtiges Argument gegen die grundsätzliche Schließung seien die gewissenhaften Schutzmaßnahmen der Kultureinrichtungen, die auf Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse gut durchdachte Hygienekonzepte vorweisen können. Erst kürzlich sind die Zugangsbedingungen für das Publikum der Oper Frankfurt auf den 2G-Plus-Standard angehoben worden. Beim Einlass wird streng kontrolliert, das Auditorium ist ausreichend belüftet. All diese Maßnahmen führen dazu, dass Vertrauen und Zuspruch des Publikums wieder langsam gewachsen sind.
Loebe appelliert daher an den Ministerpräsidenten, bei seinen Entscheidungen mutig und sinnvoll zu differenzieren, was wirklich zur Bekämpfung der Ausbreitung beiträgt und was nicht: „Bitte zerstören Sie nicht, was wir in Jahrzehnten aufgebaut haben. Es geht letztlich um ein weit über Hessen ausstrahlendes Unternehmen.“