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Der Zimbelstern

Ein Kleinod für die Orgel

Er ist überdurchschnittlich aufwändig in der Herstellung und teuer in der Anschaffung – und trotzdem ist der Zimbelstern aus der Musik nicht mehr wegzudenken

vonMaximilian Theiss,

Freunde der Haarspalterei mögen noch vor dem ersten Wort dieses Textes einwenden, dass der Zimbelstern streng genommen gar kein Instrument sei, sondern als Orgelregister nur ein eher kleinerer Teil eines Instruments. Noch strenger genommen ist der Zimbelstern jedoch gar kein Register, sondern ein in den Orgelprospekt verbautes Instrument, das sich vom Spieltisch aus betätigen lässt.

Doch genug des Spaltens und Wiederspaltens von Begrifflichkeiten, schließlich birgt der Zimbelstern noch genug andere Besonderheiten und auch Sonderlichkeiten: Er ist in seiner heutigen Bauart ein Schlaginstrument ohne Rhythmus, gibt wohlklingende Töne von sich und erzeugt dennoch keine Melodien im herkömmlichen Sinn, er ist überdurchschnittlich aufwändig in der Herstellung und teuer in der Anschaffung, aber hat je ein Komponist ein Stück nur für dieses Instrument geschrieben?

Es funkelt und glitzert akustisch

Dabei erfreut sich das Orgelregister (erwähnte Haarspalter sprechen in diesem Fall übrigens von „Effektregister“) bemerkenswerter Beliebtheit. Sein Klang? Funkelnd, glitzernd, silbern. Dafür sorgt das Spielwerk, bestehend aus kleinen Glöckchen, manchmal auch aus Klangschalen oder klingenden Stäbchen (den „Zymbeln“), die sternförmig angeordnet sind und die durch Rotation des Spielwerks zum Klingen gebracht werden.

Alternativ können die Glöckchen, Klangschalen oder Stäbchen fest nebeneinander verbaut sein und von mehreren rotierenden Hämmerchen betätigt werden. Sichtbar ist das Spielwerk übrigens nicht. Stattdessen haben die Orgelbauer seit Entstehung des Registers die rotierende Achse so weit verlängert, dass sie aus dem Orgelprospekt hervorsteht. Auf das Ende dieser Achse wurde dann ein meist aus Holz geschnitzter Stern gesetzt, der sich mitdreht, sobald der Organist das Effektregister gezogen hat.

Zimbelstern: Auf den Gesamtklang kommt es an

Ab 1700 setzten die Orgelbauer Glöckchen beziehungsweise Klangschalen mit exakten Tonhöhen ein, die zusammengenommen meist einen Dur-Akkord ergaben, weshalb der Zimbelstern für manche Tonarten denkbar ungeeignet war. Heute ergeben die einzelnen Elemente meist einen Gesamtklang, der vielfältig einsetzbar und vergleichsweise leise ist, so dass die Hörer die einzelnen Tonhöhen während des Spieles kaum noch wahrnehmen können.

Lediglich ein glitzerndes Funkeln ist noch zu vernehmen, das insbesondere bei feierlicher Musik deren Stimmung verstärkt (daher auch die Bezeichnung Effektregister). Ein typisches Zimbelsternstück ist beispielsweise das Weihnachtslied „O du fröhliche“. Aufgrund dieser Tatsache verleihen viele Organisten dem Instrument einen leidlich freundlichen Kosenamen: Zimtstern.

„O du fröhliche“ mit Zimbelstern:

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Zimbelstern in Aktion:

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