Wer als Jazzfan an Ludwigshafen und das dortige BASF-Feierabendhaus denkt, dem kommt vermutlich schnell der bis heute unvergessene Auftritt von Jazzsaxofon-Legende Ornette Coleman aus dem Oktober 2005 in den Sinn, dessen im Folgejahr veröffentlichter Livemitschnitt unter dem Titel „Sound Grammar“ in die Jazzgeschichte einging und Coleman eine Grammy-Nominierung sowie den Pulitzer Preis für Musik einbrachte. An selbiger Stelle gastiert nun im diesjährigen Oktober Ornette Colemans Sohn Denardo und wird hier gemeinsam mit Band und der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz die Musik seines im Jahr 2015 verstorbenen Vaters erneut zum Leben erwecken.
Musikalische Freiheit im Konzertsaal mit Denardo Coleman
Im Gepäck hat der Schlagzeuger, der bereits als Zehnjähriger die Schlagzeugparts auf den Alben seines Vaters einspielte, die Stücke der 1959 veröffentlichten Langspielplatte „The Shape of Jazz to Come“, die gänzliche ohne harmonische Strukturen auskommen und so den Solistinnen und Solisten eine beispiellose Freiheit in der Improvisation ermöglichen. Wie genau Coleman das Konzept des Kultalbums seines Vaters, das einst einen entscheidenden Wendepunkt des Jazz hin zur Avantgarde markierte, mit den Musikerinnen und Musikern der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz umsetzen wird, bleibt spannend – ist eine derartige musikalische Freiheit im Konzertsaal doch eher eine Seltenheit. Vielleicht knüpft Coleman ja an jenen legendären Abend seines Vaters an. Der Zufall wird es hier, wie so oft im Jazz, entscheiden.