Dass die größte Orgel der Welt im Land der Extra Large-Größen erbaut wurde ist wohl kaum verwunderlich: Die Boardwalk Hall in Atlantic City, früher noch unter dem Namen Convention Hall bekannt, beheimatet das 150 Tonnen schwere Monstrum und hat es damit ins Guinness Buch der Rekorde geschafft. Aber taugt eine Orgel dieser Größe überhaupt etwas? Klassik- und Kirchenmusik-Liebhaber würden wohl energisch verneinen, während es für jene an Technik und Mechanik interessierten Menschen viel zu entdecken gibt.
Rein musikalisch gesehen fungiert sie nämlich eher als Theaterorgel, weniger als Konzertorgel. Der unterhaltsame Effekt kommt dabei auch nicht zu kurz: Das Publikum befindet sich im Mittelpunkt von acht Teilen, auf die sich die rund 450 Pfeifenreihen aufteilen – der Organist bedient also ein Dolby-Surround-Fernwerk. Durch besondere Register wie zum Beispiel verschiedene Schlagkörper (unter anderem Kastagnetten, Triangle und Holzblöcke) sind der Orgel rein theoretisch keine Grenzen gesetzt.
Eingeschränkte Funktionstüchtigkeit
Die Betonung liegt auf dem Wort „theoretisch“. Denn der eigentliche Witz bei dieser Angelegenheit liegt in der Praxis. Bei all dem Gewicht, dem Hochdruckregister, den 1.250 Registertasten, den sieben Manualen und den dafür geringen knapp vier Jahren Bauzeit, kann das Midmer-Losh-Meisterwerk vor allem eines nicht wirklich meistern: das Spiel.
Die Orgel ist nämlich zum größten Teil nicht funktionstüchtig. Abgesehen davon, dass zum Beispiel das Kombinationssystem (eine Möglichkeit, Registerkombinationen voreinzustellen) noch nie einwandfrei lief, erschwerten Schäden durch den Great Atlantic Hurricane und durch Asbestbefall arg die Instandhaltung, die wohlbemerkt horrende Kosten mit sich bringt.
Das riesige Sorgenkind
Dank des Historic Organ Restoration Commitees wird sich seit einigen Jahren schwerpunktmäßig um die durch Spenden finanzierte Reparatur der Orgel gekümmert, weswegen diese 2013 das erste Mal nach 40 Jahren wieder öffentlich gespielt wurde. Das Komitee erwartet, im Jahre 2023 die volle Funktionsfähigkeit wieder hergestellt zu haben.
Das riesige Sorgenkind lässt sich mittlerweile wieder zu einem Viertel spielen und erfährt endlich die Fürsorge, die es benötigt. Denn solange der Titel der „größten spielbaren Orgel der Welt“ noch der Wanamaker-Orgel in Philadelphia obliegt, ist noch nicht das Maximum erreicht.
Das Monstrum in Aktion:
Ein Update zum Status der Restauration: