Wir alle kennen sie aus dem Intro zur Sesamstraße, und auch Grashüpfer Flip aus der Zeichentrickserie „Biene Maja“ sprang zu ihren Klängen: Die Rede ist von der Maultrommel, im Volksmund auch gerne Brummeisen genannt. Das kleine Zupf- und Naturtoninstrument hat seinen Ursprung vermutlich schon in der Steinzeit, damals noch aus Holz und Knochen zusammengebaut.
Heute wird die Maultrommel aus Metall, Eisen, Bronze oder Messing hergestellt und ihr Grundton kann je nach Länge, Dicke und Härte der Feder variieren.
Wichtigster Produktionsstandort ist seit 1679 das oberösterreichische Molln. Von einst 30 Maultrommel-Meisterbetrieben haben bis heute drei überlebt, sie stellen pro Jahr 1,5 Millionen der außergewöhnlichen Instrumente her und exportieren sie in die ganze Welt.
Die Maultrommel in der klassischen Musik
Aber ist dieser kleine U-förmige Drahtbügel mit Feder, der auf den ersten Blick einem simplen Flaschenöffner gleicht, in jede Hosentasche passt und außer einem „Boing“ nicht viel mehr zu bieten scheint, überhaupt als ernst zu nehmendes Musikinstrument einzustufen? Manch einer wird erstaunt sein, dass die Maultrommel um 1800 Einzug in die Hochkulturmusik fand: Der österreichische Komponist Johann Georg Albrechtsberger, Lehrer unter anderem von Beethoven, schrieb mehrere Konzerte für Maultrommel, Mandora – ein kleines Lauteninstrument – und Streicher und machte sich mit dieser ungewöhnlichen Tatsache durchaus bis heute einen Namen.
Ihr Triumphzug hielt jedoch nicht lange an, im Laufe des 19. Jahrhunderts wurde die Maultrommel zunehmend von der Mundharmonika als Volksmusikinstrument abgelöst. Mit zunehmendem Interesse an Experimentalmusik, Ethno und World Music wurde die Maultrommel – oder das Trümpi, wie sie die Schweizer liebevoll nennen – in den letzten Jahrzehnten wieder entdeckt.
Das Know-How des Maultrommelspielens
Aber wie bekommt man denn nun einen Ton aus dem kleinen Metallinstrument heraus? Das ist zunächst doch etwas gewöhnungsbedürftig – und gar nicht so ganz einfach: Der Bügel der Maultrommel wird in der linken Hand gehalten und die Schenkel werden an die Schneidezähne angelegt. Dann umschließen die Lippen locker die Instrumenten-Schenkel und die rechte Hand bringt die Blattfeder in Schwingungen. Wird nun der Hohlraum im Mund, der als Resonanzkörper dient, verändert, variiert auch der Ton.
Aber Vorsicht: Wer auf Nummer sicher gehen will, kann sich beim Zahnarzt einen Zahnschutz anfertigen lassen – ganz ähnlich dem der Hockeyspieler. Übung macht auch hier den Meister – wer es probieren will, nur zu! Für ein paar Euro kann man bereits eine Maultrommel erstehen und dann einfach mal loszupfen.
Johann Georg Albrechtsberger: Konzert für Maultrommel, Mandora und Orchester:
Die Maultrommel in der Volksmusik: