Richard Wagner war unzufrieden. Er suchte nach einem neuen Klang. Während der Komposition seiner Oper „Das Rheingold“ – der erste Teil seines gewaltigen Opern-Zyklus „Der Ring“ – entwickelte er die Idee einer ausgewogeneren Klangeinheit der Blechbläser. Aber was schwebte ihm dabei vor? Sein angestrebtes Klangideal lag zwischen den Hörnern der Mittellage und den tiefen Bläsern in Basslage, also den Bass- und Kontrabasstuben. Das neue Instrument sollte düsterer und ab einer gewissen Lautstärke weniger schmetternd als das Horn, dafür dünner, schlanker und kantiger als die Tuba sein und klanglich auch noch eine Brücke zu den Posaunen schlagen. War das zu realisieren?
Wagner lässt seine eigenen Tuben bauen
Wagner kannte bereits das sogenannte Cornon, ein Tuba-ähnliches Instrument mit Hornmundstück, das um 1850 in deutschen, österreichischen und schweizerischen Militärkapellen sehr verbreitet war und oft das Horn ersetzte. Bei einem Aufenthalt in Paris im Oktober 1853 traf der Komponist den berühmten Instrumentenbauer Adolphe Sax, dessen Saxhörner, die eine Familie aus Bügelhörnern in neun verschiedenen Stimmungen bildeten, schon damals weite Verbreitung fanden. Wagners Idee war nun folgende: Vom Cornon übernahm er das Hornmundstück, von den Saxhörnern die enge Mensur, die ihnen den schlanken und reinen Ton verlieh. Das Ergebnis war die Wagnertuba – oder auch Ringtuba, Horntuba oder Rheingoldtuba – mit vier Ventilen, gestimmt in B oder F. Sie wird von Hornisten geblasen, wie das Waldhorn links gegriffen und ist in der Regel im Orchester in jeder Stimmlage doppelt besetzt.
Die erste Wagnertuba wurden 1874 von Georg Ottensteiner in München gebaut, es dauerte also über 20 Jahre von Wagners Entwurf aus dem Jahr 1853 bis zur vollständigen Realisierung des Instruments. Da Wagnertuben nur selten verwendet werden, besitzen die wenigsten Hornisten ein eigenes Instrument. Die großen Opernhäuser und Orchester verfügen meist über ein eigenes Set von vier Wagnertuben.
Die Wagnertuba nach Wagner
Anton Bruckner war seit einem Besuch der Bayreuther Festspiele überwältigt vom neuen Tenor- und Basstubenquartett. Begeistert nahm er sie in seinen drei letzten Sinfonien auf und setzte ihren ausdrucksstarken Klang gekonnt ein. Auch Richard Strauss war von dem neuen Blechblasinstrument eingenommen und verwendete die Tuben in seinen Opern „Elektra“ und „Die Frau ohne Schatten“ sowie in seiner legendären Alpensinfonie.
Strawinsky setzte sie in seinen Ballettmusiken „Le Sacre du printemps “ und „Der Feuervogel“ ein, und diverse Komponisten folgten im Laufe der Zeit mit Kompositionen, in denen sie von der Wagnertuba Gebrauch machten. Bis ins 21. Jahrhundert gibt es Literatur für das außergewöhnliche Blechblasinstrument. Somit hat sich die Wagnertuba, die der Komponist ursprünglich eigens für seine Musik konzipiert hat, bis heute durchgesetzt.
Der Klang der Wagnertuba ist unverwechselbar:
Auch moderne Stücke lassen sich gut spielen: