In einer Zeit, in der Schwarze die Lokale und öffentlichen Toiletten der Weißen nicht betreten durften, schrieb Julia Perry ihr Stabat Mater für Alt-Stimme und Streichorchester. Für die 27-jährige Afroamerikanerin begann damit ein steiniger Karriereweg, den sie mit vielen People of Color teilt, die in den letzten drei Jahrhunderten versuchten, in der Welt der klassischen „weißen“ Musik Fuß zu fassen. Schnell in Vergessenheit gerieten auch die rund dreihundert Werke jener Frau, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts als erste afroamerikanische Komponistin klassischer Musik bekannt wurde: Florence Price.
So wundert es nicht, dass man heute auch den Namen Joseph Bologne kaum noch kennt. Er kam 1745 auf Guadeloupe als Sohn einer Sklavin senegalesischer Herkunft und eines französischen Plantagenbesitzers zur Welt, wurde später in Paris zum Fechtmeister ausgebildet, war ein begnadeter Reiter, Tänzer und Eiskunstläufer, fand aber vor allem als Komponist und Spitzengeiger Anerkennung. Doch so sehr der Chevalier de Saint-George seine dunkle Hautfarbe mit Schminke zu kaschieren versuchte, die begehrte Leitung der Pariser Oper wusste man ihm mit einer rassistisch motivierten Intrige zu verweigern.
Brandon Keith Brown hätte sie ihm sicher sofort anvertraut. Nicht nur mit den Duisburger Philharmonikern setzt der junge US-amerikanische Dirigent sich dafür ein, dass den People of Color von damals und heute die Beachtung geschenkt wird, die sie verdienen.