Als im Jahr 1922 die beiden Hamburger Kaufleute Emanuel Fehling und Georg Tillmann mit dem erklärten Ziel antraten, Kammermusikliebhabern unabhängig vom städtischen Musikbetrieb der Hansestadt den Zugang zu hochkarätigen Konzerten mit international renommierten Künstlern zu ermöglichen, dürften beide nicht geahnt haben, dass ihre Idee von der Hamburgischen Vereinigung von Freunden der Kammermusik zu einer festen musikalischen Institution der Stadt werden würde, die in diesem Jahr seit einhundert Jahren Bestand hat. Möglich wurde dies im Gründungsjahr vor allem durch finanzstarke Kammermusikfreunde und Mäzene, die sich bereit erklärten, für die Unkosten der Konzerte mit dem Schwerpunkt Streichquartett aufzukommen. Das feierliche Eröffnungskonzert fand schließlich am 14. September im Festsaal des Hotel Atlantic mit dem Berliner Busch-Quartett statt. In den Jahren zwischen 1932 und 1945 musste die Vereinigung ihre Konzerttätigkeiten einstellen, nahm sie jedoch mit einer speziellen Genehmigung der Militärregierung unter der Leitung von Wilhelm C. H. Möller nach Kriegsende wieder auf – zunächst nur mit hamburgischen Musikern, bis wenige Jahre später auch wieder internationale Ensembles verpflichtet werden konnten. Bis November 2010 veranstaltete die Vereinigung so eintausend Konzerte, darunter solche mit musikalischen Größen wie dem Amadeus-Quartett, dem Juilliard String Quartet, dem Beaux Arts Trio oder dem Emerson String Quartet. Untrennbar verbunden mit dem Erfolg der Vereinigung ist ihr heutiger Ehrenvorsitzender Rudolf Jung, der von 1973 bis 2004 die Geschicke der Kammermusikfreunde leitete. Auf ihn folgte bis 2012 Klaus Brügmann.
Heute hat Ludwig Hartmann das Amt inne, der sich über die Entwicklung der Vereinigung besonders zufrieden zeigt. „Mein Amt bringt natürlich auch eine große Verantwortung mit sich. Wir sind mittlerweile eine der wichtigsten Kammermusikreihen Deutschlands“. Nun steht in diesem September das hundertste Jubiläum vor der Tür, das mit einem Konzert exakt an dem Ort gefeiert wird, wo einst die Geschichte der Vereinigung begann: Im großen Festsaal des Hotel Atlantic steht am 17. September das Tetzlaff Quartett auf der Bühne, ebenso sind Cellist Eckart Runge und Pianist Jacques Ammon zu erleben. Im Rahmen der weiteren Jubiläumsfeierlichkeiten ist ein Porträtkonzert des Tetzlaff Quartetts im Großen Saal der Laeiszhalle vorgesehen, das Armida Quartett wird gemeinsam mit Pianist Martin Klett sowie den Schauspielern Maria Hartmann und Gustav Peter Wöhler in einem literarischen Konzertabend unter dem Titel „Musik, die man stinken hört“ vernichtende, aber irregeleitete Kritiken den dazu passenden Werken gegenüberstellen. Den Abschluss bestreiten das Kuss Quartett und das Concerto Foscari unter anderem mit Geigerin Liza Ferschtmann mit Jubiläumsmusiken aus den Jahren 1622 bis 2022.