Im Oktober 2023 verstarb der Klarinettist Ernő Kállai Kiss. Ungarn verlor damit einen der wichtigsten Interpreten der Musik der Sinti und Roma. Doch ebenso virtuos und temperamentvoll, wie Kiss seinem Blasinstrument die Sporen gab, lässt sein Sohn Ernő Kállai Jr. die Saiten seiner Violine aufglühen. Zusammen mit seiner Gipsy Band entzündet der geigende Heißsporn ein loderndes Feuer unter dem brodelnden Kessel der ungarischen Volksmusik, aus dem sich Komponisten wie Joseph Haydn, Johannes Brahms, Maurice Ravel und Pablo de Sarasate gerne bedienten, um ihre Kunstmusik mit folkloristischen Elementen zu würzen. Man denke an Haydns „Zigeunertrio“, Brahms’ „Ungarische Tänze“, Ravels „Tzigane“ oder Sarasates „Zigeunerweisen“.
Als zweite Formation des Abends verbündet sich das international hochgelobte Atos Trio mit dem ungarischen Geiger Gabor Szabo, um unter dem Motto „Verfemte Musik – gerettete Klänge“ den Einflüssen dieser frühen „Influencer“ auf die westliche Hochkultur nachzuspüren.