Die Pandemie-Auswirkungen bestimmen derzeit das Leben in Deutschland. Sie überlagern die Tatsache, dass es vielen Menschen in anderen Teilen der Welt aus sozialen, politischen oder wirtschaftlichen Gründen weitaus schlechter geht als uns. Daran erinnern Musiker seit einigen Wochen mit meist zwei neuen Videos täglich auf der Facebook-Seite „Classical musicians to help refugees during corona crisis“. Die Initiative wurde von der Musikmanagerin Antonia Paulus und dem Fotografen Nikolaj Lund gestartet.
Mitwirken können Solisten und Ensembles in jedweder Besetzung. Zu Beginn der Videos sollte ein auch aus urheberrechtlichen Gründen wichtiges Schild mit dem Titel „@helprefugeesduringcoronacrisis“ vor der Kamera auf die Initiative hinweisen. Von den Administratoren erfahren Interessierte weitere Einzelheiten. Durch die digitalen Beiträge sollen die Zuschauer zu direkten Spenden motiviert werden. Bisher beteiligten sich unter anderem Pianistin Ragna Schirmer, Cellist Benedikt Klöckner und Geiger Mikhail Pochekin mit einem kürzeren Solo- oder Kammermusik-Werk. Die Beträge gehen direkt an die Organisation Ärzte ohne Grenzen.
„Die Themen Heimat und Heimatsuche sind in den Lebens- und Berufswegen vieler Musiker verankert. Sie bestimmen deshalb deren Haltung zur Kunst“, erzählen Antonia Paulus und Nikolaj Lund. „Wir haben diese Initiative auch ins Leben gerufen, um zu zeigen, dass viele klassische Musiker nicht nur um sich selbst und ihre eigene, derzeitig häufig prekäre Situation aufgrund von Covid-19 kreisen, sondern Menschen aus allen gesellschaftlichen Bereichen unterstützen möchten.“ Derzeit geht es vor allem um die fatale Situation im Flüchtlingslager Moria auf der Insel Lesbos, wo nach jüngsten Zählungen über 18.000 Menschen auf engstem Raum zusammenleben.
Gefährdungen durch Covid-19 und andere Seuchen sind unter den katastrophalen hygienischen Bedingungen ein unkalkulierbarer Risikofaktor. Die Initiatoren werben für Spenden und -aufrufe an „Ärzte ohne Grenzen“, weil diese international unabhängige Organisation als einzige Zugang zum Camp hat und sich für die Evakuierung der Flüchtlinge von Moria einsetzt. Dazu Pianist Lars Vogt: „In der aktuellen substanziellen Krise sollten wir Europäer Augen und Herzen für das Schicksal anderer nicht verschließen.“ Cellist Eckart Runge, der sich derzeit selbst von einer schweren Erkrankung erholt, plädiert für „@helprefugeesduringcoronacrisis“: „Im Selbstmitleid der Corona-Krise dürfen wir als Musiker gesellschaftliche Grundwerte nicht aus den Augen verlieren.“
Videos einsenden unter:
helprefugeesduringcoronacrisis@gmail.com via www.wetransfer.com