Für einen Weltreisenden wie Richard Wagner dürfte die fünftägige Fluchtstation in Stuttgart im Jahre 1864 nur eine Randnotiz geblieben sein, denn Verstecke kannte der sächsische Egomane viele, wenn es darum ging, vor seinem König oder diversen Gläubigern unterzutauchen. Trotzdem war er da und wurde am Neckar, so sagt es die Legende, von einem Boten des hemmungslos vernarrten Bayernkönigs Ludwig II aufgefunden und durch die Ernennung zum Münchner Hofkomponisten quasi errettet. „Ich bin frei“, soll er im Hotel Marquardt am Schlossplatz ausgerufen haben.
Heute fungiert die ehemalige Nobelherberge als Kinokomplex mit Parkhaus – und wird dennoch zur Bühne eines „Frühjahrsfestivals“ der Stuttgarter Staatsoper. Rund um die Premiere der „Walküre“ – übrigens werden alle drei Akte von verschiedenen Regieteams inszeniert – thematisiert das Haus mit einem Walküren-Maskenball, diversen Film- und Talkrunden das persönliche Schicksal Richard Wagners zwischen Ruin und Rettung am Neckar.