Als „traumhaft-unwirklich“ umschreibt ein bekanntes Wörterbuch den Begriff „surreal“. Anna Thorvaldsdottirs Klangsprache lässt sich als surreal bezeichnen, versetzt ihre atmosphärische Musik das Publikum doch häufig in eine imaginäre, mit Worten nur unzulänglich zu erfassende Welt. So auch in ihrer Orchesterkomposition „Archora“, welche die Münchner Philharmoniker unter der Leitung von Gustavo Gimeno erstmals in Deutschland aufführen. „Im Zentrum stehen die Vorstellung einer Urenergie und die Idee eines allgegenwärtigen Parallelreiches, einer Welt, die zugleich vertraut und fremd, statisch und sich verändernd, nirgendwo und überall ist“, sagt die isländische Komponistin über ihr Werk. Manche Musik entzieht sich abstrakter Beschreibung.
Niccolò Paganinis 24. Violincaprice ist hingegen ein unter Komponisten beliebtes Thema für Variationen. 1934 gelang Sergej Rachmaninow damit sogar der Ausbruch aus einer jahrelangen Schaffenskrise. In seiner Paganini-Rhapsodie treten Klavier und Orchester in 24 kurze Dialoge, teils lyrisch und humorvoll, teils todernst mit dem Anklang des „Dies irae“ als zweitem Motiv. Beatrice Rana übernimmt den eminent anspruchsvollen Klavierpart bei ihrem Debüt mit dem Münchner Klangkörper. Traumhafte Welten eröffnet abschließend Nikolai Rimski-Korsakows „Scheherazade“, das mit seinen vielen Soli im Orchester an die namensgebende Erzählerin aus den Geschichten aus „Tausendundeiner Nacht“ anspielt.