Bei vielen der heute bekanntesten und bedeutendsten Komponisten ist es kaum vorstellbar, dass sie nach ihrem Tod für viele Jahre in Vergessenheit geraten sind und erst durch intensive Recherche wiederentdeckt wurden. So war es bei Johann Sebastian Bach, dessen Werke Felix Mendelssohn dem Vergessen entriss, und so war es bei Georg Friedrich Händel, dessen Musik mehr als 150 Jahre nach seinem Tod nicht mehr gespielt wurde.
In Händels Fall war es der Kunsthistoriker, Dirigent und Musikwissenschaftler Oskar Hagen, der die Musik des Barockkomponisten während seiner Tätigkeit in Halle zwischen 1913 und 1918 kennenlernte und vom Gedanken einer Wiederaufführung seiner Opern faszniert war. 1920 – vor genau hundert Jahren also – war es dann so weit: „Rodelinda“ wurde in Göttingen szenisch auf die Bühne gebracht und sorgte für Begeisterungsstürme beim Publikum. Bis 1927 wurde die Oper 136 Mal aufgeführt.
Jahresausstellung im Händel-Haus Halle
Zu diesem besonderen Jubiläum widmet das Händel-Haus Halle Oskar Hagen nun eine Jahresausstellung mit dem Titel „Meine Seele sieht im Hören – Händels Opern, Oskar Hagen und die Bildkraft der Musik“, die noch bis zum 10. Januar 2021 zu besichtigen ist. Darin wird auch der rege Austausch zwischen Musik und bildender Kunst thematisiert, den vor allem Händel intensiv pflegte. Selbst ein großer Kunstkenner und Sammler, gelang es ihm – ähnlich wie Beethoven – Naturbilder mustergültig in Musik umzusetzen.
Wer noch mehr über Händel erfahren möchte, sollte sich unbedingt die mit zwei Designpreisen ausgezeichnete Dauerausstellung des Händel-Hauses anschauen, die pünktlich zum 250. Todestag des Komponisten am 14. April 2009 eröffnet wurde. Unter dem Titel „Händel – der Europäer“ können die Besucher hier mit rund 160 Exponaten in das Leben und Wirken des Komponisten eintauchen und alles über seine Zeit in Halle und seine späteren Jahre in Europa erfahren. Auch die ganz Kleinen kommen im Händel-Haus auf ihre Kosten: Für Kinder bietet das Museum ein breites musikpädagogisches Angebot, das ihnen ermöglicht, Händel, seine Musik und verschiedene Instrumente kennenzulernen. Klangexperimente, Tanz und altersgerechte Führungen machen es möglich. Ein Ort, der Jung und Alt viel bietet und der ohne die Pionierarbeit Oskar Hagens heute wohl nicht existieren würde.