Gott erschuf die Welt in sechs Tagen, Joseph Haydn sein Oratorium in fünfzehn Monaten und bat täglich Gott darum, „dass er mir Kraft zur glücklichen Ausführung meines Werkes verleihen möchte.“ Am 30. April 1798 fand die Uraufführung in Wien statt. Mögen die Texte aus heutiger Sicht verzopft erscheinen, an der Wirkung der Musik hat sich wenig geändert. „Man wird hingerissen“, notierte ein Rezensent seinerzeit. „Man sieht der Elemente Sturm, sieht es Licht werden, die gefallenen Geister tief in den Abgrund sinken, zittert beym Rollen des Donners, stimmt mit in den Feyergesang der himmlischen Bewohner. … Aber über allen Ausdruck ist das Gemählde der Schöpfung des Menschen …, man fühlt Dank, betet, und liebt.“
„Schönheit“ und „Weisheit“ im Nikolaisaal Potsdam
Rasch trat das Werk seinen Siegeszug durch Europa an – trotz der Napoleonischen Kriege. Kleine bizarre Anekdote am Rande: Inmitten des Leids auf den Schlachtfeldern besuchte ein französischer Offizier den verehrten Haydn und trug ihm wenige Tage vor dessen Tod ausgerechnet die Arie „Mit Würd’ und Hoheit angetan“ vor. Der Mensch wird hier voll „Schönheit“ und „Weisheit“ dargestellt.