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Hilfe für Freiberufler in Zeiten von Corona

Verzweiflung macht sich breit

Konzerthäuser haben geschlossen, Unterricht fällt aus – Musiker, die nicht in Orchestern und Chören fest angestellt sind, rutschen schnell in eine existenzielle Notlage: Der Deutsche Musikrat stellt Forderungen, doch die Politik verfolgt einen anderen Kurs.

vonSören Ingwersen,

Das Coronavirus zehrt nicht nur an der Gesundheit und den Nerven, sondern auch am Geldbeutel. Das bekommen vor allem jene zu spüren, die ohnehin chronisch knapp bei Kasse sind. Von heute auf morgen sind Musiker ihrer Auftrittsmöglichkeiten beraubt, die oft ihre wichtigste oder einzige Einnahmequelle darstellen. Besonders hart trifft es die Freiberufler. „Mit einem durchschnittlichen Bruttojahreseinkommen von 13.000 Euro, das die Künstlersozialkasse für diese Gruppe angibt, kann man keine Rücklagen für Zeiten wie diese bilden“, sagt Christian Höppner, Generalsekretär des Deutschen Musikrats, und fordert ein auf sechs Monate befristetes Grundeinkommen in Höhe von 1.000 Euro für alle freiberuflichen Kreativschaffenden. „Wir sind die viertgrößte Industrienation der Welt und haben mit unserer guten Infrastruktur im Kulturbereich und unserer kulturellen Vielfalt einen Schatz, den wir jetzt nicht an die Wand fahren dürfen“, warnt Höppner, der davon spricht, dass sich bei vielen Freischaffenden derzeit nicht nur Ratlosigkeit, sondern Verzweiflung breit mache.

Deutsche Orchesterstiftung sammelt Geld

Auch Gerald Mertens, Geschäftsführer der Deutschen Orchestervereinigung, sieht dringend Handlungsbedarf. Für die rund 700 Freischaffenden unter den insgesamt 12.800 Mitgliedern des gewerkschaftlichen Berufsverbands wurde eine interne Solidaritätskampagne gestartet. Parallel dazu gab es einen externen Spendenaufruf der gemeinnützigen Deutschen Orchesterstiftung mit dem Ziel, dass hauptberuflich freischaffende Musiker einen Antrag auf eine einmalige Finanzspritze in Höhe von 200 bis 500 Euro stellen können sollen. „Wir sind keine staatliche Notfallunterstützung. Wir können jetzt nur kurzfristig viel Geld zusammensammeln, damit den Betroffenen unbürokratisch geholfen werden kann. So wollen wir einen Beitrag zur Solidarisierung und öffentlichen Aufmerksamkeit auf dieses Problem leisten und hoffen, dass die Politik zwischen Bund und Ländern hier eine schnelle Lösung findet“, erklärt Mertens, der auf die Forderung eines sechsmonatigen Grundeinkommens zurückhaltend reagiert: „Damit kämen wir ganz schnell in den Milliardenbereich. Das halte ich im Hinblick auf die sonstigen Anforderungen, die im Moment an die öffentlichen Haushalte gestellt werden, für unrealistisch.“

Hamburger Senat beschließt Soforthilfe

Die Hamburger Kulturbehörde hat derweil ein Hilfspaket in Höhe von 25 Millionen Euro geschnürt. „Für Freischaffende gibt es mit der „Hamburg Corona Soforthilfe“ einen Rettungsschirm, der unbürokratisch dort zum Einsatz kommt, wo Schnellhilfe gebraucht wird. Wir haben uns dafür stark gemacht, dass auch Solo-Selbstständige ihn in Anspruch nehmen können“, sagt Enno Isermann, Pressesprecher der Behörde für Kultur und Medien. Bis zu 2.500 Euro können hier beantragt werden, wobei die genauen Vergabekriterien nächste Woche in Abstimmung mit dem geplanten Notfallfonds des Bundes festgelegt werden sollen. Auch wichtig zu wissen: Förderzusagen der Behörde behalten ihre Gültigkeit, auch wenn die geförderte Veranstaltung nicht stattfinden kann. „Unser Ziel ist, für jeden – ob freischaffend oder angestellt – ein Hilfsangebot zu haben.“

Das vom Musikrat geforderte befristete Grundeinkommen gehört nicht dazu: „Das sehen wir sehr skeptisch. Wo überhaupt kein Geld vorhanden ist, kann die Grundsicherung helfen. Sie soll deutlich flexibilisiert werden, damit sie schnell beantragt und ausgezahlt werden kann – ohne dass man sich lange mit der Bundesagentur für Arbeit herumschlagen muss und mit dem Ziel, dass jeder möglichst schnell wieder in seinem eigenen Beruf tätig werden kann.“

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