Als junger Erwachsener verkehrte Ferruccio Busoni im pulsierenden Kulturzentrum Leipzig mit Kollegen wie Peter Tschaikowsky und Gustav Mahler. Später sollte er sich als gefragter Pädagoge, waghalsiger Klaviervirtuose und visionärer Nachdenker über Musik einen Namen machen. Seine Kompositionen indes verschwanden nach seinem Tod im Juli 1924 größtenteils aus der Wahrnehmung, sieht man einmal von seinen Bach-Bearbeitungen ab. Umso erfreulicher ist der Umstand, dass seit einigen Jahren neben Solopreziosen auch seinem Klavierkonzert zarte Beachtung unter namhaften Künstlern widerfährt. Einer von ihnen ist Igor Levit, der das 1904 uraufgeführte Unikum nun mit dem Gewandhausorchester und den Herren aus MDR-Rundfunkchor und Gewandhauschor unter der Leitung von Antonio Pappano angeht.
Sinfonische Ausmaße
Ein Blick auf die Besetzung und die abendfüllenden Ausmaße lässt bereits erahnen, dass Musiker und Zuhörer hier kein herkömmliches Solokonzert erwartet, sondern eine Sinfonie mit obligatem Klavierpart. Dieser stellt enorme Ansprüche an den Interpreten und strotzt vor romantischen Klangideen. Eine vom Komponisten erdachte Zeichnung auf dem Titelbild der Partitur mag Orientierung bieten. Zu sehen sind darauf griechisch-römische, ägyptische und babylonische Bauten, ferner der Vesuv, Zypressen und, so Busoni, das „Naturspiel einer Wunderblume und eines Wundervogels“.