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Ilya Gringolts auf Tournee mit Brahms und Schönberg

Kurortflair und freie Liebe

Ilya Gringolts und versierte Kammermusikkollegen lassen Brahms‘ Streichquintett auf Schönbergs „Verklärte Nacht“ treffen.

vonSören Ingwersen,

Als „eines meiner hübschesten Stücke“ bezeichnete Brahms sein erstes Streichquintett. Das mag daran liegen, dass das ganz in der Tradition Mozarts mit zwei Violinen, zwei Bratschen und einem Violoncello besetzte Werk im Frühling 1882 in der gelösten Atmosphäre eines Aufenthalts im österreichischen Kurort Bad Ischl entstanden ist. Zwanzig Jahre später versetzt Arnold Schönberg das Pub­likum mit seinem Streichsextett „Verklärte Nacht“ in eine höchst angespannte Atmosphäre: Das der Partitur vorangestellte Gedicht schildert den nächtlichen Spaziergang eines Paares, bei dem die Frau ihrem Liebhaber gesteht, dass sie ein Kind von einem fremden Mann erwartet. Die von der kühnen Harmonik überforderten, aber vor allem moralisch empörten Zuhörer nahmen die Uraufführung überwiegend schweigend zur Kenntnis. Das Sujet der freien Liebe hatte zuvor schon dem vor dem Ersten Weltkrieg weithin bekannten Lyriker Richard Dehmel Schwierigkeiten bereitet: Sein Gedichtband „Weib und Welt“, aus dem Schönberg sich bediente, landete wegen „gotteslästerlicher Unzucht“ vor Gericht.

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