„Mein lieber Schwan“, dürfte so mancher Orchestergeiger ächzen, wenn er zum ersten Mal seit dem Probespiel das „Lohengrin“-Vorspiel in höchsten Lagen und im Piano sauber mit den Kollegen intonieren muss. Das Stück akzeptabel zu schaffen, ist für durchschnittliche Schüler illusorisch. Bei der Jungen Deutschen Philharmonie steht das berühmte Vorspiel indes gleich am Anfang ihres ambitionierten Tourneeprogramms unter dem vieldeutigen Titel „Sagenhaft“. Dass ihnen dies gelingen wird, darf ohne Zweifel erwartet werden.
Denn nicht umsonst gehören dem Orchester die besten Studierenden hiesiger Musikhochschulen an. Da sie im Alter zwischen 18 und 28 Jahren mitspielen dürfen, trifft die Bezeichnung Jugendorchester im Unterschied zu Klangkörpern mit noch jüngeren Talenten nicht ganz zu. Allerdings hat die Pandemie natürlich auch hier ihre Spuren hinterlassen: Wer das wichtige Probespiel verpasst, ist vielleicht irgendwann zu alt oder kann nur so kurz mitwirken, dass die wichtigen Erfahrungen übersichtlich bleiben.
Nichtsdestoweniger arbeitet die Junge Deutsche Philharmonie seit ihrer Gründung 1974 mit Dirigenten und Solisten der allerersten Garde zusammen. Unter der Leitung des russisch-finnischen Dirigenten Dima Slobodeniouk spielt Nicolas Altstaedt nach dem zauberhaften Wagner das nicht minder sphärisch dahinflirrende und erst fünf Jahre alte Cellokonzert von Esa-Pekka Salonen, bevor Schönbergs noch spätromantisches Opus „Pelléas und Melisande“ endgültig in der symbolistischen Sagenwelt endet.