Wie gut Karina Canellakis (Foto) und Alice Sara Ott miteinander harmonieren, kann man auf Otts Beethoven-Album von 2023 nachhören, auf dem sie das erste Klavierkonzert mit dem Netherlands Philharmonic Orchestra unter der Leitung seiner Chefdirigentin interpretiert. Im Münchner Herkulessaal gastieren Ott und Canellakis nun mit einem ganz anderen Klavierkonzert, nämlich mit dem von Jazz-Anleihen durchsetzten G-Dur-Klavierkonzert von Maurice Ravel, das der Komponist 56-jährig fertigstellte. Beethoven war Anfang 29, als er sein Klavierkonzert zur Uraufführung brachte. Auch für dieses Klavierkonzert kamen die beiden schon einmal zusammen und begeisterten, damals gemeinsam mit dem New York Philharmonic, Publikum und Kritik.
Um das Klavierkonzert herum steht der Münchner Konzertabend im Zeichen zweier finnischer Komponisten. Er startet mit Kaija Saariahos „Lumière et pesanteur“, einem flüchtigen, mit zart-ätherischen, bisweilen unheimlich anmutenden Klangflächen sowie lyrischen Melodiebögen durchsetztem Stück. Dieses schrieb die Komponistin einst als Geschenk für den Dirigenten Esa-Pekka Salonen schrieb.
Fokus Finnland
Gleichsam als Kontrapunkt zum farbig-verspielten Charakter des Klavierkonzerts steht nach der Pause Jean Sibelius’ dunkle, klare Klangsprache auf dem Programm mit seiner Lemminkäinen-Suite. In ihr verarbeitete der Komponist den Mythos um Lemminkäinen aus dem finnischen Nationalepos Kalevala: Der Zyklus startet auf einer Insel, wo der notorische Frauenheld mehrere Damen verführt, in den darauffolgenden Teilen stirbt er zweimal, findet aber beide Male zurück ins Leben, ehe er im letzten Teil nach all seinen Abenteuern zu seiner Mutter heimkehrt.