Wenn er seine Klarinette sehnsüchtig singen, lebhaft leuchten oder schmerzvoll aufheulen lässt, hat man das Gefühl, dass Kinan Azmeh seinem Instrument buchstäblich eine Seele einhaucht. 1976 in Damaskus geboren, erhielt er eine klassische Ausbildung an der renommierten Juilliard School in New York, realisierte aber schon bald, dass sein eigentliches Interesse den möglichen Verbindungslinien zwischen westlichen und arabischen Musiktraditionen galt. So tritt der 46-Jährige nicht nur als Solist mit namhaften Orchestern in Erscheinung, sondern auch mit seinem eigenen Arab-Jazz-Quartett CityBand, seinem Hewar-Trio oder mit dem von Cellist Yo-Yo Ma gegründeten Silkroad Ensemble.
2022 wurde Azmehs erste Oper „Songs for Days to Come“ in Osnabrück uraufgeführt, und er wurde auf Vorschlag von US-Präsident Joe Biden in den National Council for the Arts berufen. Am 20. Januar spielt der umtriebige Syrer in der Laeiszhalle seine eigenen Kompositionen, arrangiert für die NDR Bigband von Bandleader Wolf Kerschek – eine gemeinsame CD-Einspielung aus dem vorletzten Jahr zeugt bereits von den beglückenden Resultaten dieser Zusammenkunft. Zweiter Gast beim Bigband-Gig ist die kurdische Sängerin Aynur Doğan, die ihre bedrohte Musikkultur kraft ihrer Stimme seit fast zwanzig Jahren in alle Teile der Welt trägt und dabei immer wieder Kollaborationen mit westlichen Musikern sucht. Spätestens seit Fatih Akins Dokumentarfilm „Crossing The Bridge“ über die Vielfalt der Musik Istanbuls ist Aynur, die auf Kurdisch und Türkisch singt, auch hierzulande kein Geheimtipp mehr.