Wie soll man nicht ins Schwimmen geraten bei dem Versuch, aus dem üppigen Kulturangebot in Hamburg und Norddeutschland die musikalischen Saison-Highlights herauszufischen? Tief abtauchen kann man denn auch gleich mit den Klängen des Meeres, die Komponist Thorsten Encke mit seinem multimedialen, genreübergreifenden Projekt „The Ocean is a Noisy Place“ im Kleinen Saal der Elbphilharmonie Musik werden lässt (29.10.). Hochgefühle verspricht indes ein junger Überflieger am Cello, der 25-jährigen Brite Sheku Kanneh-Mason, der mit Dvořák und Schostakowitsch gleich zweimal im großen Saal gastiert (21.8. & 10.2.).
Dessen Schwester Isata Kanneh-Mason steht mit dem ethnisch diversen Chineke! Orchestra auf der Bühne – als Solistin in Prokofjews spritzigem dritten Klavierkonzert (11.11.). Apropos Klavier: Auch Rudolf Buchbinder (16.10.), Ivo Pogorelich (27.11.), Grigory Sokolov (7.4.) und Daniil Trifonov (26.5.) geben sich in Hamburg die Ehre. Empfehlen muss man diese Heroen der Tastenkunst wohl kaum noch. Dafür vielleicht den Beethoven-Spezialisten Jan Caeyers, sein Orchester Le Concert Olympique und Pianist Kit Armstrong, die in dieser Saison den Auftakt ihres auf mehrere Jahre angelegten Projekts „Beethoven 27“ (3.11. & 8.3.) feiern. Weit in die Zukunft gedacht ist auch ein Projekt von Julian Prégardien. Als erste von mehreren Städten macht der Tenor Hamburg zur „Liedstadt“. Am Eröffnungstag (3.10.) erklingen Pop-Up-Konzerte an 50 öffentlichen Orten.
Generationenwechsel beim Hamburg Ballett
Mit Spannung blickt man auch auf das Hamburg Ballett, wo nach 51-jähriger Regentschaft John Neumeiers nun der deutsch-argentinische Choreograf Demis Volpi seinen Posten als neuer Intendant antritt. Im Rahmen des Ballettabends „The Times Are Racing“ (Premiere: 28.9.) zeigt der 38-Jährige seine Choreografie „The Thing With Feathers“, am 6. Juli feiert sein neues Stück „Demian“ nach Hermann Hesses gleichnamigem Roman Premiere. In der Staatsoper darf man sich außerdem auf Calixto Bieitos Inszenierung von Carl Orffs selten aufgeführter, zwischen Archaik und Moderne angesiedelter Trilogie „Trionfi“ freuen, deren erster Teil, die „Carmina Burana“, den Komponisten unsterblich machte. Auch Richard Strauss’ „Ariadne auf Naxos“ unter der Regie von Dmitri Tcherniakov (Premiere: 26.1.) und die Uraufführung von Unsuk Chins Oper „Die dunkle Seite des Mondes“ (Premiere: 18.5.) lassen schon im Vorfeld aufhorchen, während im Allee Theater Regie-Ass Alfonso Roberto Romero Hand an Mozarts bittersüßes Verwirrspiel „Così fan tutte“ legt.
Am Volkstheater Rostock fallen vor allem die spartenübergreifende Inszenierung von Peter Schaffers Theaterstück „Amadeus“ (Premiere: 18.1.) und eine neue Fassung von Viktor Åslunds 2016 uraufgeführter Oper „Der Steppenwolf“ (Premiere: 12.4.) ins Auge. In der M*Halle übt sich das Mecklenburgischen Staatstheater mit Toshio Hosokawas Einakter „Hanjo“ (Premiere: 29.11.) in Kontemplation, während Regisseurin Daniela Kerck mit Ethel Smyths selten aufgeführter, hochromantischer Oper „Standrecht“ (Premiere: 7.2.) ihr Debüt in Schwerin gibt. Am Lübecker Theater dürften Mieczysław Weinbergs Oper „Die Passagierin“ (Premiere: 12.10.) und Frank Martins szenisches Oratorium „Der Zaubertrank“ (Premiere: 15.3.) auch viele Besucher von außerhalb anlocken, währen man in Kiel seine Trümpfe mit Strauss’ „Der Rosenkavalier“ (Premiere: 21.9.) und Verdis „Don Carlos“ (Premiere: 5.4.) unter der Regie des gefeierten Duos Immo Karaman und Fabian Posca ausspielt.
Wer bei so viel Musiktheater die Instrumentalkunst vermisst, schaut vielleicht noch einmal in das reichhaltige Programm der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern und entdeckt dort zum Beispiel das Signum Saxophone Quartett, das in der St.-Nikolai-Kirche Stralsund Bachs „Kunst der Fuge“ in neue Klangfarben taucht, das Chaos String Quartet, das im Binzer Kurhaus mutig Beethovens „Große Fuge“ op. 133 stemmt, oder ein mit Klavier- und Percussion-Trio ungewöhnlich besetztes Schostakowitsch-Konzert im Theater Putbus zum 50. Todestag des Komponisten.
Termintipp
So, 24. November 2024 20:00 Uhr
Konzert
Daniil Trifonov, Orchestre symphonique de Montréal, Rafael Payare
Berlioz: Symphonie fantastique op. 14, Schumann: Klavierkonzert a-Moll op. 54
Termintipp
Mi, 27. November 2024 20:00 Uhr
Konzert
Ivo Pogorelich
Festival Koinzidenz
Termintipp
Fr, 29. November 2024 18:00 Uhr
Musiktheater
R. Strauss: Der Rosenkavalier
Agnieszka Hauzer (Feldmarschallin Fürstin Werdenberg), Jörg Sabrowski (Baron Orchs auf Lerchenau), Clara Fréjacques (Octavian), Samuel Chan (Herr von Faninal), Gabriel Feltz (Leitung), Sam Brown (Regie)
Termintipp
Fr, 29. November 2024 7:12 Uhr
Premiere
Musiktheater
Hosokawa: Hanjo
Anna Cavaliero (Hanako), Hanna Larissa Naujoks (Jitsuko Honda), Martin Gerke (Yoshio), Aki Schmitt (Leitung), Judith Lebiez (Regie)
Termintipp
So, 01. Dezember 2024 18:00 Uhr
Musiktheater
Hosokawa: Hanjo
Anna Cavaliero (Hanako), Hanna Larissa Naujoks (Jitsuko Honda), Martin Gerke (Yoshio), Aki Schmitt (Leitung), Judith Lebiez (Regie)
Termintipp
Do, 05. Dezember 2024 19:30 Uhr
Musiktheater
Hosokawa: Hanjo
Anna Cavaliero (Hanako), Hanna Larissa Naujoks (Jitsuko Honda), Martin Gerke (Yoshio), Aki Schmitt (Leitung), Judith Lebiez (Regie)
Termintipp
Sa, 14. Dezember 2024 19:30 Uhr
Musiktheater
Hosokawa: Hanjo
Anna Cavaliero (Hanako), Hanna Larissa Naujoks (Jitsuko Honda), Martin Gerke (Yoshio), Aki Schmitt (Leitung), Judith Lebiez (Regie)
Fr, 20. Dezember 2024 19:30 Uhr
Musiktheater
Weinberg: Die Passagierin
Marlene Lichtenberg (Lisa), Konstantinos Klironomos (Walter), Adrienn Miksch (Marta), Jacob Scharfman (Tadeusz), Takahiro Nagasaki (Leitung), Bernd Reiner Krieger (Regie)
Termintipp
Sa, 21. Dezember 2024 18:00 Uhr
Musiktheater
R. Strauss: Der Rosenkavalier
Agnieszka Hauzer (Feldmarschallin Fürstin Werdenberg), Jörg Sabrowski (Baron Orchs auf Lerchenau), Clara Fréjacques (Octavian), Samuel Chan (Herr von Faninal), Gabriel Feltz (Leitung), Sam Brown (Regie)
Fr, 27. Dezember 2024 19:30 Uhr
Musiktheater
Weinberg: Die Passagierin
Marlene Lichtenberg (Lisa), Konstantinos Klironomos (Walter), Adrienn Miksch (Marta), Jacob Scharfman (Tadeusz), Takahiro Nagasaki (Leitung), Bernd Reiner Krieger (Regie)