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Mein Weg zur Chorleitung Teil 3

Singt mit mir!

Zwölf Chorleiterinnen und Chorleiter erzählen von ihrem Weg ins berufliche Glück. Im dritten Teil berichten Betin Günes, Martin Lehmann und Uschi Krosch.

vonRedaktion,

So verschieden die Chöre sind, so mannigfaltig sind auch die Werdegänge ihrer Dirigenten. Im dritten Teil unserer Serie „Mein Weg zur Chorleitung“ stellen Ihnen Betin Günes, Martin Lehmann und Uschi Krosch ihren ganz persönlichen Weg zu ihrem Traumberuf vor.

Betin Günes

Dirigent von vier Chören in Nordrhein-Westfalen

Betin Günes
Betin Günes

In meiner Geburtsstadt Istanbul habe ich Klavier und Komposition, ab 1980 in Köln dann auch Elektronische Musik, Posaune und Orchesterdirigieren studiert. 23 Sinfonien habe ich komponiert – sinfonische Musik liegt mir am Herzen. Chorwerke hatte ich nur vereinzelt im Werkverzeichnis. Regina van Dinther, die Präsidentin des Chorverbands NRW, hat mich dann auf den Geschmack gebracht und mich für den interkulturellen Chor Brückenklang angefragt. Wir singen auf Italienisch, Russisch, Deutsch sowie jüdische und türkische Lieder.

Dirigieren wollte ich schon, seit ich als kleiner Junge zum ersten Mal im Konzert war und dachte: Der Herr im Frack da vorne, so einer möchte ich auch mal gerne sein. Mittlerweile leite ich vier Chöre: Den Turkish Chamber Choir, Brückenklang, den Chor im Atatürk Kulturhaus in Köln und den Männergesangverein Köln-Stammheim 1880. Diese Tradition sollte in Deutschland unbedingt weiter gepflegt werden! Alle Chöre sind Laien-Ensembles, und ich sehe meine Mission darin, mit maßgeschneiderten Arrangements und Kompositionen Hürden für alle Singfreudigen abzubauen und zum aktiven Musizieren zu ermutigen.

Musik verbindet, ist friedensstiftend und es macht Spaß. Wenn man gute Stimmen beisammen hat und ambitioniert arbeitet, kann man ein sehr hohes musikalisches Niveau erreichen. Professionalität ist der gute Wille. Die Hochkultur in Deutschland ist sehr wichtig und die Chöre gehören dazu.

Martin Lehmann

Leiter des Windsbacher Knabenchores

Martin Lehmann
Martin Lehmann

Ich habe im Dresdner Kreuzchor gesungen und später Chorleitung studiert. Trotzdem wollte ich als Jugendlicher Sänger werden. Von meinen Eltern habe ich kaum musikalische Ambitionen mitbekommen, aber es gab Schlüsselerlebnisse, etwa in der fünften Klasse, als wir die Johannes-Passion gesungen haben. Während des Schlusschorals musste ich furchtbar weinen, weil es mich so ergriffen hat. Mein Chorleiter hat mich danach deshalb geschimpft. Da habe ich mir vorgenommen, einmal in meinem Leben diese Passion selber zu dirigieren.

Statt wie mein Vater Medizin zu studieren, bin ich nach einjährigem Aufenthalt in Südamerika in die Welt der Musik eingetaucht und habe Chorleitung in Dresden studiert. Seitdem habe ich hauptsächlich Kinder- und Knabenchöre geleitet. Und ich hoffe, dass ich das noch bis zur Rente machen darf. Denn über die Musik hinaus gehe ich mit den Kindern eine Erziehungspartnerschaft ein. Es geht nicht nur um die richtigen Töne, sondern um eine ganzheitliche Ausbildung, und es ist ein Geschenk, wenn ich Kinder zum ersten Mal an das Weihnachtsoratorium heranführen darf.

Es liegt an uns Chorleitern, ob wir eine Singleidenschaft fürs Leben anregen. Bei einem Knabenchor ist das Spannende und zugleich Kräftezehrende der rasante Wechsel in den Stimmgruppen. Wir rechnen mit maximal drei Jahren Ausbildungszeit in der Knaben- und nochmal so lang in der Männerstimme. Das muss reichen, um einen tollen, im besten Fall unverwechselbaren Chorklang zu schaffen.

Uschi Krosch

Chorleiterin und Musikpädagogin

Uschi Krosch
Uschi Krosch

Ich habe zunächst Musikalische Früherziehung, Klavier, Kultur- und Bildungsmanagement studiert. Anschließend habe ich viel unterrichtet und mit Gruppen gearbeitet. Seit meinem zehnten Lebensjahr habe ich im Chor gesungen, wobei die Zeit im Jungen Chor Aachen besonders prägend war. Es war fantastisch, mit zeitgenössischen Komponisten zu arbeiten und ihre Werke für den WDR aufzunehmen. Als ich nach Hamburg kam, habe ich in einem Projekt-Frauenchor gesungen und einmal eine Probe übernommen. Da war’s um mich geschehen.

Mit 38 Jahren habe ich den Aufbaustudiengang für Chorleitung an der Musikhochschule Hamburg absolviert und meinen beruflichen Schwerpunkt verlagert. Seitdem leite ich den Madrigalchor Eppendorf, bis 2017 den Kammerchor Altona und seit 2019 den experimentellen Kammerchor Klub Konsonanz. Als die Gründung des Chores der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg an mich herangetragen wurde, habe ich sofort zugesagt. Ein Projekt mit Live-Musik zu einem Film mit dem HAW Chor brachte mich zur vokalen Improvisation.

Nach Fortbildungen sowie zwei Kursen bei Bobby McFerrin startete ich Projekte mit vokaler Improvisation und Circlesinging. Auch diverse Theaterprojekte haben mich dazu inspiriert, mit Chören Freiräume zu schaffen, in denen man improvisiert. Diese spielerische Herangehensweise kam in meiner klassischen Ausbildung zu kurz. Es reizt mich, nicht nur fertig notierte Musik zu gestalten, sondern mit der Stimme auch kreativ umzugehen und die eigene Musikalität zu entdecken.

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