Wenn ein katholischer Priester den Bund der Ehe eingeht, mag das für Klatsch sorgen. Früher handelte es sich um einen Skandal erster Güte. Jan Łaski (1499–1560) war ein polnischer Baron, ein Theologe sowie ein europaweit vernetzter Humanist mit Kontakten zu Geistesgrößen wie Erasmus von Rotterdam. Und er war der erste polnische Kirchenmann, der offen gegen den Zölibat verstieß. 1540 heiratete er im flämischen Löwen eine Frau namens Barbara. Solche Priesterehe forderte die Inquisition heraus, er musste Flandern verlassen. Mit seiner Gemahlin flüchtete er nach Emden – neben Genf und Wittenberg ein Zentrum der Reformation.
Hier wirkte er als Superintendent, später verschlug es ihn nach England, dann erneut in die ostfriesische Hafenstadt. Johannes a Lasco, wie er auch heißt, war ein Reformator von europäischem Rang. So fungiert er als Namensgeber einer Institution, die weit über die Stadtgrenzen Emdens hinaus bekannt ist. Zwischen 1992 und 1995 wurde die Ruine der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Großen Kirche in den Neubau einer Bibliothek integriert. Diese Johannes a Lasco Bibliothek birgt wertvolle Bestände zum reformierten Protestantismus und zur Konfessionsgeschichte der Frühen Neuzeit. Tradition und Moderne vereinend, bietet sie außerdem das faszinierende Ambiente für kulturelle Höhepunkte – wie den Auftritt des renommierten Kammerorchesters um Meistercellist Peter Bruns.