Nicht erst seit den verstörenden dystopischen Bildern des TV-Mehrteilers „Der Schwarm“ nach Frank Schätzings gleichnamigem Roman im März dürfte klar sein: Die Ozeane dieser Erde haben eine entscheidende Bedeutung angesichts der existenziellen Probleme, die Klimakrise und Artensterben verursachen. Die Weltmeere wurden viel zu lange als Müllkippen benutzt und als vermeintlich unerschöpfliche Fischereigründe vom Menschen zerstört. Mittlerweile wird vom Meeresboden als Bergbauregion geträumt. Die Folgen für den blauen Planeten könnten verheerend sein.
Höchste Zeit also, den Blick verstärkt und genau auf die Ozeane zu lenken, von deren Lebensräumen, etwa in der Tiefsee, die heutige Forschung bislang noch immer bloß eine relativ geringe Ahnung hat. Als Konsequenz all dieser Einsichten hat die UN die „Decade of Ocean Science 2021–2030“ ausgerufen. Als die UN-Mitgliedstaaten nach langjährigen zähen Verhandlungen kürzlich ein mit umgerechnet 19 Milliarden Euro ausgestattetes Abkommen verabschiedeten, das sicherstellen soll, dass mindestens 30 Prozent der Weltmeere Naturschutzgebiete werden, wurde dies als erster Durchbruch gefeiert. Aber es bleibt viel zu tun.
Künstlerische Positionen treffen auf naturwissenschaftliche Fragestellungen
Auch viele Kulturschaffende sorgen sich um die Zukunft auf dieser Erde. Sie wollen für die Gefahren sensiblisieren und ihren Teil zur Besserung der Lage beitragen. Das in Hannover ansässige Ensemble musica assoluta hat eine Aufführungsreihe konzipiert, die den Fokus auf das Leben im Meer richtet. Welche Klänge gibt es dort? Wie stören die Frequenzen von Bohrinseln und Schiffen die Ökosysteme der Unterwasserwelt? Solche und weitere Fragen behandelt das Projekt.
Künstlerische Positionen treffen auf naturwissenschaftliche Fragestellungen. Nicht nur Musik mit auf die einzelnen Werke abgestimmten Visuals ist zu erleben, es werden auch wissenschaftliche Fragestellungen aus der Meeresbiologie behandelt. In Wolfsburg steht Ende April neben zeitgenössischen Werken unserer Tage auch eine Bearbeitung der berühmten Orchestermusik „La Mer“ von Claude Debussy für Kammerorchester auf dem Programm. Der so sinnfällige wie außergewöhnliche Veranstaltungsort, das Stadtbad Wolfsburg, dürfte dafür sorgen, dass der Abend besonders eindrucksvoll wird.