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musiconde sonore

Mit Harp-Antrieb über die Autobahn

Beschleunigen mit Musik: Pariser Forscher arbeiten an einer neuartigen Motorisierung für Autos.

vonJan-Hendrik Maier,

Die Kulturbranche kommt im Jahr 2022 am Thema Nachhaltigkeit nicht mehr vorbei: Künstler jetten während ihrer Tourneen nicht länger quer durch Europa, Festivals wollen ein internationales Orchester nicht mehr für ein einzelnes Konzert einfliegen lassen, und das gedruckte Spielzeitheft gehört an immer mehr Häusern der Vergangenheit an. Auch die Konzertbesucher können in ihrem Alltag für noch mehr Nachhaltigkeit sorgen, das Klima schützen und Musiker unterstützen.

Forscher der renommierten Universität Paris-Saclay haben vor Kurzem eine neue Antriebsform vorgestellt, die das Potential hat, Verbrennermotor und Brennstoffzelle langfristig abzulösen: den „musiconde sonore“. Mikrofone im Innenraum des Wagens zeichnen dort abgespielte melodische Schallwallen auf und leiten diese an Sensoren unter der Motorhaube weiter. Der „musiconde sonore“ wandelt diese in kinetische Energie um.

Bei der Entwicklung fanden die Wissenschaftler heraus, dass sich mit klassischer Musik die meiste Energie produzieren lässt. „Je besser die Klangqualität in der Fahrerkabine ist, desto mehr Potenzial können die Sensoren übertragen“, erklärt der Leiter der Forschungsgruppe Jean-Luc Moulin. „Die Musik sollte möglichst live im Auto abgespielt werden.“ Das wiederum käme der in den letzten Jahren gestiegenen Nachfrage an SUVs und Kleinbussen entgegen, da ein kammermusikalisches Ensemble mehr Energie erzeugt als ein Solist.

Mit Mendelssohn auf der Überholspur: musiconde sonore

Darüber hinaus bestünde ein direkter Zusammenhang zwischen dem Tempo der Musik und jenem des Antriebes: Ein Allegro erzeugt mehr Energie als ein Andante. So erreichten Studenten der Pariser Musikhochschule in einem umgerüsteten Auto auf der Teststrecke mit der Caprice No. 1 von Niccolò Paganini ein Drehmoment von 600 nm, mit Felix Mendelssohns 6. Streichquartett gar über 850 nm.

Wann man in sein Auto den neuen Antrieb einbauen kann, steht nicht fest. „Wir wollen aber bis zum 1. April 2023 daran weiterarbeiten“, versichert Moulin.

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